EU-Politiker fordern Ende von Flüchtlingszentren in Libyen

22.05.2018 21:54

Tripolis (dpa) - Angesichts der schlimmen humanitären Zustände in
libyschen Flüchtlingslagern hat eine EU-Delegation ein Ende dieser
Migrationszentren gefordert. «Unser Ziel ist es, diese Zentren zu
schließen», sagte die spanische Delegationsleiterin Inés Ayala-Sender

am Dienstag. Zum ersten Mal seit 2012 war wieder eine offizielle
Delegation des Europäischen Parlaments in das nordafrikanische
Bürgerkriegsland gereist und hatte vor Ort Gespräche mit
Hilfsorganisationen und Politikern geführt.

Einen Zeitrahmen für die Pläne nannte die EU-Politikerin nicht. Da
viele der Migranten nicht in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden
könnten, müssten die europäischen Staaten deutlich mehr Flüchtlinge

und Asylsuchende aufnehmen als bisher, sagte Ayala-Sender. Die
Verteilung und Aufnahme von Flüchtlingen in Europa ist immer wieder
ein Streitthema in der EU.

Internationale Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Amnesty
International kritisieren die häufig unmenschlichen Zustände in den
libyschen Flüchtlingslagern. Viele der Zentren werden zudem von
bewaffneten Milizen betrieben. Zusammen mit der Internationalen
Organisation für Migration (IOM) versucht die Europäische Union, vor

allem Flüchtlinge aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara in

ihre Heimatländer zurückzubringen. Von Januar 2017 bis März 2018
seien demnach mehr als 23 300 Menschen von Libyen aus umgesiedelt
worden.