Kreise: Letztes Hilfspaket für Griechenland steht

22.06.2018 00:41

Es hat dann doch viel länger gedauert als gedacht. Doch in einer
weiteren Nachtsitzung starten die Euro-Finanzminister die letzte
Etappe der Griechenland-Rettung.

Luxemburg (dpa) - Zum Abschluss der jahrelangen Rettungsprogramme
soll Griechenland im Sommer noch einmal Milliardenhilfen und
Schuldenerleichterungen bekommen. Darauf einigten sich Deutschland
und die übrigen Europartner am frühen Freitagmorgen in Luxemburg mit
der Regierung in Athen. Demnach sollen Laufzeiten für ältere Kredite
um zehn Jahre verlängert werden, zudem soll das Land eine Auszahlung
von 15 Milliarden Euro erhalten, wie die Deutsche Presse-Agentur von
Teilnehmern erfuhr.

Ziel ist, dass sich Griechenland ab August wieder ohne Hilfe am
Kapitalmarkt finanzieren kann. Damit kämen acht Jahre dramatischer
Rettungsaktionen zu einem vorläufigen Ende. Doch soll Athen den
strikten Spar- und Reformkurs auf Jahre hinaus weiter führen, was
auch regelmäßig überprüft werden soll.

Das im Sommer 2015 aufgelegte dritte Rettungsprogramm im Umfang von
bis zu 86 Milliarden Euro läuft regulär im August aus. Bisher flossen
knapp 50 Milliarden Euro.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte im Zuge der
Verhandlungen auch in Aussicht gestellt, einen Teil der hohen
Zinsgewinne aus den Hilfsprogrammen an Athen abzutreten. Allein
Deutschland hat seit 2010 mindestens 2,9 Milliarden Euro an
Zinsgewinnen eingestrichen, wie aus einer Antwort der Bundesregierung
an die Grünen hervorgeht.

Scholz und andere Finanzminister sowie EU-Finanzkommissar Pierre
Moscovici lobten die positive Entwicklung in Griechenland und die
großen Anstrengungen der Regierung in Athen. «Wir müssen anerkennen,

dass Griechenland seine Aufgabe sehr gut erledigt hat, sie haben ihre
Pflichten erfüllt», sagte der französische Finanzminister Bruno Le
Maire.

Griechenland war seit 2010 auf Unterstützung der europäischen Partner
und des Internationalen Währungsfonds angewiesen. Als Gegenleistung
für vergünstigte Kredite in Höhe von knapp 274 Milliarden Euro musste

das Land Sparprogramme und Strukturreformen auflegen. Nach Angaben
der EU-Kommission wurden allein in den vergangenen drei Jahren 450
Einzelmaßnahmen durchgesetzt.

Inzwischen verzeichnet Griechenland wieder Wirtschaftswachstum und
Haushaltsüberschüsse. Doch ist immer noch jeder Fünfte arbeitslos,
und die staatliche Verschuldung liegt bei etwa 180 Prozent der
Wirtschaftsleistung.