BMW warnt eindringlich vor Brexit-Folgen

23.06.2018 14:43

Im nächsten Frühjahr will Großbritannien die EU verlassen. Doch die
Verhandlungen zwischen London und Brüssel sind zäh. Viele Unternehmen
wissen nicht, was auf sie zukommt - betroffen ist auch BMW.

London (dpa) - Nach dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus hat
auch der Autobauer BMW vor den Folgen eines harten Brexits gewarnt.
Bis Ende Sommer werde Klarheit benötigt, sagte der BMW-Repräsentant
in Großbritannien, Ian Robertson, am Freitagabend dem Sender BBC. Das
Münchner Unternehmen stellt auch die Marken Mini und Rolls Royce her
und hat rund 8000 Beschäftigte im Vereinigten Königreich.

«Wenn wir in den nächsten Monaten keine Klarheit bekommen, müssen wir

damit beginnen, Alternativpläne zu entwickeln.» Sonst würde der
Konzern Geld in Konstruktionen investieren, «die wir vielleicht nicht
benötigen, in Lagerhallen, die vielleicht künftig nicht brauchbar
sind», sagte Robertson. Er sprach von einem bedeutenden Problem, dass
die Industrie schädigen könnte.

Vor zwei Jahren - am 23. Juni 2016 - stimmten die Briten mit knapper
Mehrheit für den Ausstieg aus der Europäischen Union. Die Trennung
von der Staatengemeinschaft ist bereits für Ende März 2019 geplant.

Kurz vor der BMW-Warnung hatte Airbus im Falle eines harten Brexits
ohne Abkommen mit dem Teil-Rückzug aus Großbritannien gedroht.
«Einfach ausgedrückt gefährdet ein Szenario ohne Deal direkt die
Zukunft von Airbus im Vereinigten Königreich», erklärte der Leiter
der Airbus-Verkehrsflugzeug-Produktion, Tom Williams. Falls das Land
im kommenden März ohne Abkommen aus der EU aussteige und damit
Binnenmarkt und Zollunion sofort verlasse, würde dies zu einer
«schweren Störung und Unterbrechung» der Produktion führen.

Das Vereinigte Königreich steuere ungebremst auf einen ungeordneten
Brexit zu, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der
Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, in Berlin. Für ein
geordnetes Ausscheiden der Briten aus der EU müsste der EU-Gipfel
kommende Woche die Weichen stellen. «Die britische Regierung spielt
weiterhin auf Zeit. Diese Strategie führt ins Desaster.» Schon jetzt
machten sich nachteilige Effekte bemerkbar. So sei Großbritannien
momentan mit 1,4 Prozent das Land mit dem schwächsten für dieses Jahr
erwarteten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der EU.

Die Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel verlaufen sehr
schleppend. Ein Knackpunkt ist vor allem die künftige Grenze zwischen
dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland. May regiert
seit der vorgezogenen Parlamentswahl 2017 nur noch mit einer
hauchdünnen Mehrheit. Sie steht von mehreren Seiten unter Druck. Auch
die Brexit-Hardliner ihrer Partei - darunter etwa Außenminister Boris
Johnson - drohen immer wieder damit, sie zu stürzen.