BMW und Siemens warnen eindringlich vor Brexit-Folgen

24.06.2018 11:22

Im März will Großbritannien die EU verlassen. Doch die Verhandlungen
zwischen London und Brüssel sind zäh. Viele Unternehmen wissen nicht,
was auf sie zukommt - betroffen sind auch BMW und Siemens

London (dpa) - Nach dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus haben
nun auch der Autobauer BMW und der Technologiekonzern Siemens
eindringlich vor den Brexit-Folgen gewarnt. Am Samstag hatten mehrere
Minister in Großbritannien wieder damit gedroht, dass auch ein
Ausstieg aus der EU ohne Abkommen ein denkbares Szenario sei.

Bis Ende Sommer müsse Klarheit herrschen, sagte der BMW-Repräsentant
in Großbritannien, Ian Robertson, dem Sender BBC. Das Münchner
Unternehmen stellt auch die Marken Mini und Rolls Royce her und hat
rund 8000 Beschäftigte im Vereinigten Königreich. «Wenn wir in den
nächsten Monaten keine Klarheit bekommen, müssen wir damit beginnen,
Alternativpläne zu entwickeln.» Sonst würde der Konzern Geld in
Konstruktionen investieren, «die wir vielleicht nicht benötigen, in
Lagerhallen, die vielleicht künftig nicht brauchbar sind».

Nach Angaben von Siemens wird ein EU-Ausstieg ohne Abkommen den
Betrieben und Arbeitsplätzen im Vereinigten Königreich schaden. Der
für Großbritannien zuständige Siemens-Repräsentant Jürgen Maier
kritisierte die Rhetorik einiger Brexiteers im Kabinett, die etwa von
«einer Schlacht mit Europa» gesprochen hätten. Dies sei nicht
hilfreich für die Brexit-Verhandlungen, sagte er der BBC. Siemens hat
nach eigenen Angaben etwa 15 000 Beschäftigte im Land. Die Produkte
reichen von Gasturbinen bis zu medizinischen Geräten.

Kurz vor der BMW-Warnung hatte Airbus im Falle eines harten Brexits
ohne Abkommen mit dem Teil-Rückzug aus Großbritannien gedroht.
«Einfach ausgedrückt gefährdet ein Szenario ohne Deal direkt die
Zukunft von Airbus im Vereinigten Königreich», erklärte der Leiter
der Airbus-Verkehrsflugzeug-Produktion, Tom Williams. Falls das Land
im kommenden März ohne Abkommen aus der EU aussteige und damit
Binnenmarkt und Zollunion sofort verlasse, würde dies zu einer
«schweren Störung und Unterbrechung» der Produktion führen.

Das Vereinigte Königreich steuere ungebremst auf einen ungeordneten
Brexit zu, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der
Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, in Berlin. Für ein
geordnetes Ausscheiden der Briten aus der EU müsste der nächste
EU-Gipfel die Weichen stellen. «Die britische Regierung spielt
weiterhin auf Zeit. Diese Strategie führt ins Desaster.» Schon jetzt
machten sich nachteilige Effekte bemerkbar. So sei Großbritannien
momentan mit 1,4 Prozent das Land mit dem schwächsten für dieses Jahr
erwarteten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der EU.

Vor zwei Jahren - am 23. Juni 2016 - stimmten die Briten mit knapper
Mehrheit für den Ausstieg aus der Europäischen Union. Die Trennung
von der Staatengemeinschaft ist bereits für Ende März 2019 geplant.

Die Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel verlaufen sehr
schleppend. Ein Knackpunkt ist vor allem die künftige Grenze zwischen
dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland.

Premierministerin Theresa May regiert seit der vorgezogenen
Parlamentswahl 2017 nur noch mit einer hauchdünnen Mehrheit. Sie
steht von mehreren Seiten erheblich unter Druck. Auch die
Brexit-Hardliner ihrer Partei - darunter etwa Außenminister Boris
Johnson - drohen immer wieder damit, sie zu stürzen.