Zehntausende bei den Harley Days - EU-Vergeltungszölle großes Thema Von Wiebke Dördrechter, dpa

24.06.2018 15:26

Die Harley Days haben wieder Zehntausende Biker nach Hamburg gelockt.
Die gerade verhängten EU-Strafzölle auf importierte US-Motorräder
sind ein Thema für Fans der Kultmarke. Die Biker demonstrieren aber
Gelassenheit.

Hamburg (dpa) - «Von Donald Trump lass ich mir meine Liebe zu meiner
Harley bestimmt nicht nehmen», sagt Volker Strecker und lässt seinen
Motor aufheulen. Wer einmal auf einem der Kulträder gesessen habe -
da zeigt sich der 61-Jährige sicher - der wolle danach nichts anderes
mehr fahren. Seit der Dachdeckermeister 1995 seine erste Maschine
gekauft hat, sei er «infiziert», lacht der hochgewachsene Bartträger.

Genauso unbeeindruckt wie Strecker zeigen sich an diesem Wochenende
viele Biker.

Dennoch ist das Thema EU-Vergeltungszölle bei den 15. Harley Days in
Hamburg allgegenwärtig. Zeitgleich mit dem Start des Motorradevents
am Freitag kündigte die EU Vergeltungszölle von 25 Prozent unter
anderem auf Whiskey, Jeans, Reis, Mais und eben auf Motorräder aus
den USA an - als Reaktion auf Sonderabgaben auf Stahl- und
Aluminiumeinfuhren aus Europa, die US-Präsident Donald Trump verhängt
hatte.

Harley Davidson bekommt nach eigenen Angaben bislang wenig vom
Handelskrieg mit den USA zu spüren. «Dennoch konnten wir in den
letzten Monaten ein gestiegenes Interesse an unseren Maschinen
beobachten», sagt Pressesprecher Rudolf Herzig. Einige hätten ihren
Kauf vorgezogen, allerdings sei ein neues Modell des Herstellers auch
sehr beliebt. Ob es als Folge der Strafzölle zu Preissteigerungen für
die Zweiräder kommen werde, sei noch offen.

Die Harley Days wurden 2003 anlässlich des 100. Firmenjubiläums ins
Leben gerufen. Fans der US-Kultmarke strömen dazu in die Stadt. Beim
«Ride-In» präsentieren Biker am Samstag auf der Mönckebergstraße
ihre
aufwendig umgebauten Maschinen. Am Großmarkt erstreckt sich mit dem
«Harley Village» auf rund 40 000 Quadratmetern die
Hauptveranstaltungsfläche. Es gibt Probefahrten, viele Verkaufs- und
Essensstände, zwei Bühnen. In der «Wall of Death» stellen
Motorradartisten ihren Mut unter Beweis. Meist in schwarze Lederkluft
gehüllte Besucher tummeln sich zwischen den Ständen, fachsimpeln über

ihre Lieblingsgefährte und bestaunen Maschinen der anderen Biker.

Nach Polizeiangaben sind bei der Eröffnung am Freitag rund 20 000
Besucher in der Stadt, am Samstag zählen die Beamten 75 000 Besucher
und 8000 Motorräder. Für den Sonntag und die Abschlussparade lagen am
Nachmittag noch keine Zahlen vor.

Worin liegt die Faszination der Harley? «Es ist einfach ein ganz
besonderes Gefühl der Freiheit, auch so einem Bock zu sitzen»,
schwärmt Georg Weise. Der 55-Jährige ärgert sich nach eigenen Worten

zwar über die Strafzölle, trotzdem würde er sich das nächste Mal
«mit
Sicherheit keine Ducati kaufen», bekräftigt er. «Kunden, die eine
Harley wollen, werden sie auch weiterhin kaufen.»

Neu in diesem Jahr sind geführte Motorradtouren, auf denen
Interessierte auf ihren Maschinen die Hamburger Umgebung erkunden
können. Auch auf die vermehrte Kritik von Umweltschützern und von dem
Lärm der Maschinen genervten und ohnehin schon von etlichen
Großevents geplagten Anwohnern haben die Veranstalter reagiert. Im
Rahmen der Kampagne «Respekt für Hamburg» rufen sie alle Teilnehmer
zu mehr Rücksichtnahme auf: So sollen diese mit ihren knatternden
Zweirädern nicht durch Wohngebiete fahren.

Höhepunkt und zugleich Abschluss der Harley Days ist die große
Biker-Parade, die vom Großmarkt aus 33 Kilometer durch die Stadt
führt, unter anderem über die Köhlbrandbrücke und durch den
Baakenhafen. Tausende Biker nehmen daran teil, alle haben ihre
Zweiräder auf Hochglanz poliert. Die Spitze des Korsos bildet eine
Harley im Originaldesign der US-amerikanischen Polizei. Der Fahrer
ist in passende Uniform gekleidet und lässt seine Sirene aufheulen.

Mit an vorderster Front fahren Schauspieler Heinz Hoenig, der
ehemalige Bodyguard von Udo Lindenberg, Eddy Kante, sowie TV-Koch
Ralf Jakumeit. Tausende Schaulustige verfolgen die knatternden
Maschinen am Straßenrand. Für alle, die nicht dabei sein können:
Erstmals wird die Parade auch im Livestream übertragen.