Tajani fordert Milliardenpogramm zur Schließung der Mittelmeerroute

25.06.2018 10:53

Berlin (dpa) - EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat die
Europäische Union aufgefordert, deutlich mehr Geld bereitzustellen,
um illegale Migration über das Mittelmeer zu verhindern. «Nach dem
Vorbild der Vereinbarung mit der Türkei, durch die die Balkanroute
geschlossen werden konnte, muss die EU mindestens sechs Milliarden
Euro investieren, um die Mittelmeerroute zu schließen», schreibt
Tajani in einem Gastbeitrag für «Welt» (Montag). Außerdem müssten
die
Europäer enger mit Transitländern wie Marokko, Tunesien und Algerien
zusammenarbeiten.

Der Politiker aus Italien kritisierte die ungerechte Verteilung von
Flüchtlingen innerhalb der EU: «Von den 650 000 Asylanträgen in 2017

wurden 416 000 in nur drei Ländern gestellt: Deutschland, Frankreich
und Italien. Diese offenkundige Ungerechtigkeit hängt mit der
Dublin-Verordnung zusammen, an der sich immer häufiger Streitigkeiten
und Spannungen zwischen unseren Mitgliedstaaten entzünden. Wir müssen
dies ändern.» Tajani forderte die Mitgliedsländer unmittelbar vor dem

EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag dieser Woche auf, die Verteilung
von Flüchtlingen gerechter zu gestalten.

Tajani rief die EU-Länder zur Einigung über die Flüchtlingspolitik
auf: «Wenn die Mitgliedstaaten keinen gemeinsamen Weg finden, die
Ströme von Einwanderern und Asylbewerbern einzudämmen und zu
regulieren, droht dem gesamten Projekt der Europäischen Union der
Todesstoß versetzt zu werden. Unsere Bürger sind nicht mehr bereit,
ein wehrloses Europa zu akzeptieren.»

Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) sagte, die
Umsetzung von Tajanis Vorschlag sei möglich. Es wäre
«kostengünstiger», Migranten «vor Ort in Menschenwürde
unterzubringen» als in der EU, schrieb Oettinger bei Twitter.