UN-Generalsekretär Guterres fordert Ende der Gewalt in Nicaragua

17.07.2018 03:29

Nachdem er sich bisher eher verhalten geäußert hatte, wird Guterres
nun deutlicher: Die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Nicaragua
müssten gestoppt und Friedensgespräche aufgenommen werden.
Menschenrechtler hatten zuvor seine Zurückhaltung bemängelt.

San José (dpa) - UN-Generalsekretär António Guterres hat einen
sofortigen Stopp der Gewalt in Nicaragua gefordert. Es sei nicht
akzeptabel, dass es Tote in dem mittelamerikanischen Land gebe, sagte
Guterres am Montag (Ortszeit) in Costa Ricas Hauptstadt San José, wo
er den Präsidenten des Staats, Carlos Alvarado, traf. Zudem müsse der
Friedensdialog in Nicaragua wieder aufgenommen werden, um die Krise
zu lösen.

Bislang hatte sich Guterres noch nicht so ausdrücklich zu dem
Konflikt in Nicaragua geäußert. So hatte ihm die Menschenrechtsgruppe
Human Rights Watch (HRW) vorgeworfen, sich nicht deutlich genug für
ein Ende der Gewalt in Nicaragua einzusetzen. Guterres handele «feige
und kraftlos», sagte der Leiter vom HRW in Amerika, José Miguel
Vivanco, der Zeitung «La Nación». Dass er sich bisher nicht stark
genug positioniert habe, sei bedauernswert.

Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften, regierungsnahen
Paramilitärs und Regierungsgegnern kamen nach Angaben von
Menschenrechtlern bereits mehr als 300 Menschen ums Leben. Die
Regierung spricht von rund 50 Toten.

Beim Treffen der Außenminister der Gemeinschaft der
Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) und ihren
Kollegen der EU in Brüssel verurteilten 13 lateinamerikanische Länder
die Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte in Nicaragua in
einer gemeinsamen Erklärung. Zudem lehnten sie die Gewalt ab. Die
Erklärung wurde unter anderem von Argentinien, Brasilien, Chile,
Costa Rica und Mexiko unterschrieben.

Costa Rica habe bereits mehr als 10 000 Gesuche für Schutz von
nicaraguanischen Staatsbürgern erhalten, schrieben der
costa-ricanische Friedensnobelpreisträger Óscar Árias und weitere
Ex-Präsidenten des Landes in einem Brief an Guterres.

Der nun fast drei Monate andauernde Konflikt in dem
mittelamerikanischen Land hatte sich an einer geplanten Sozialreform
entzündet. Mittlerweile fordern die Demonstranten allerdings den
Rücktritt des autoritären Präsidenten Daniel Ortega, ein Ende der
Gewalt und eine freie Presse.