Irrfahrt der «Aquarius» zu Ende - Retter wollen weitermachen

15.08.2018 16:57

Fünf Tage lang durfte das Rettungsschiff «Aquarius» mit 141 Migranten

an Bord keinen Hafen ansteuern und war auf dem Mittelmeer blockiert.
Jetzt ist es in der maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen.
Doch von einem «Happy End» spricht niemand.

Berlin (dpa) - Das Rettungsschiff «Aquarius» mit 141 Migranten an
Bord ist nach fünftägigem Ausharren auf dem Meer in den Hafen der
maltesischen Hauptstadt Valletta eingelaufen. Das teilte die
Hilfsorganisation SOS Méditerranée am Mittwochnachmittag auf Twitter
mit. Auf Videoaufnahmen der Organisation ist zu sehen, wie einige
Migranten an Bord bei der Ankunft im Hafen jubeln und klatschen.

Das von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betriebene Schiff
hatte die Menschen am Freitag von Booten vor der libyschen Küste
aufgenommen. Danach begann das lange Warten auf die Zuweisung eines
sicheren Hafens. Erst am Dienstag erklärte sich schließlich Malta
dazu bereit, die «Aquarius» einlaufen zu lassen - nachdem
Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien angekündigt
hatten, die Geretteten aufzunehmen. Nach Deutschland sollen bis zu 50
ihnen kommen.

Die Hilfsorganisationen bekräftigten am Mittwoch, dass sie allen
Schwierigkeiten zum Trotz weiter Menschen aus Seenot retten wollen.
Die Schutzsuchenden hätten Vergewaltigung, Menschenhandel und
Misshandlungen hinter sich, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne

Grenzen Deutschland, Florian Westphal, am Mittwoch bei einer
Pressekonferenz in Berlin. «Daraus entsteht auch für uns die absolute
Überzeugung (...), dass in dieser humanitären Krise weiter gerettet
werden muss.»

Es dränge sich der Verdacht auf, dass die Behörden versuchten, den
Hilfsorganisationen Steine in den Weg zu legen, sagte Westphal.
«Selbst wenn alle zivilen Seenotrettungsschiffe unterwegs sind,
ertrinken leider immer noch viel zu viele Menschen.» Die Regierung
des britischen Überseegebiets Gibraltar will der «Aquarius» die
Flagge entziehen.

SOS Méditerranée begrüßte zwar die Entscheidung der Staaten, sich d
er
zuletzt geborgenen 141 Migranten anzunehmen. Es seien jedoch
langfristige Lösungen nötig.

Bereits die letzte Rettungsfahrt der «Aquarius» im Juni war erst nach
tagelanger Irrfahrt zu Ende gegangen. Die populistische Regierung in
Italien, die in der Migrationspolitik einen harten Kurs fährt,
verwehrte der «Aquarius» mit mehr als 600 Migranten an Bord damals
die Einfahrt in einen Hafen. Das Schiff steuerte schließlich Spanien
an. Auch andere Schiffe, die Menschen aus Seenot gerettet hatten,
konnten über Tage hinweg nicht anlegen, weil ihnen zuerst kein Hafen
zugewiesen wurde.

Die privaten Seenotretter werden unter anderem von populistischen
Parteien beschuldigt, das Handwerk der Schlepper zu unterstützen. Der
stellvertretende AfD-Bundessprecher Georg Pazderski erklärte am
Mittwoch in einer Mitteilung: «Alle Migranten, die vor der
afrikanischen Küste aufgegriffen werden, müssen in den nächsten
afrikanischen Hafen zurückgebracht werden, um Nachahmer abzuschrecken
und den Schleppern das Handwerk zu legen.» «Schlepperschiffe» wie die

«Aquarius» müssten aus dem Verkehr gezogen und die Besatzungen
müssten hinter Gitter gebracht werden.