Varoufakis: Griechenland ist noch nicht gerettet

20.08.2018 00:05

Berlin (dpa) - Griechenland ist aus Sicht seines ehemaligen
Finanzministers Gianis Varoufakis auch nach dem Auslaufen des dritten
Rettungspakets noch nicht gerettet. «Griechenland steht am selben
Punkt, im gleichen schwarzen Loch und es versinkt jeden Tag tiefer
darin. Auch, weil die Sparvorgaben der Gläubiger Investitionen und
den Konsum behindern», sagte Varoufakis der «Bild»-Zeitung (Montag).

Die Staatsschulden seien nicht weniger, sondern mehr geworden: «Wir
haben jetzt nur mehr Zeit, um noch mehr Schulden zurückzuzahlen»,
sagte der Ex-Finanzminister. Der Staat sei aber noch immer pleite,
die privaten Leute seien ärmer geworden, Firmen gingen noch immer
bankrott und das Bruttosozialprodukt sei um 25 Prozent gesunken.

Varoufakis war im Juli 2015 nach rund einem halben Jahr im Amt
zurückgetreten, um Verhandlungen mit den Gläubigern zu erleichtern.
Zuvor hatten die Griechen in einem Referendum die Sparvorgaben der
internationalen Geldgeber abgelehnt.

An diesem Montag endet das vorerst letzte Hilfsprogramm für Athen.
Seit 2010 hatten die EU-Partner und der Internationale Währungsfonds
das überschuldete Euro-Land mit insgesamt 289 Milliarden Euro an
vergünstigten Krediten vor der Staatspleite bewahrt. Im Gegenzug
musste Athen harte Reformen, Sozialkürzungen sowie Steuererhöhungen
durchsetzen und sich verpflichten, daran festzuhalten.

Griechenland wird nach Einschätzung des Bundesverbands der Deutschen
Industrie (BDI) nach dem Ende des Rettungsprogramms für deutsche
Unternehmen als Markt wieder interessant. «Das gute Ende der
europäischen Hilfsprogramme ist ein positives Signal für Griechenland
selbst und die EU insgesamt», sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim

Lang der «Rheinischen Post» (Montag). Griechenland könne dank
europäischer Solidarität nach acht Jahren wieder auf eigenen Beinen
stehen.