Rettungsschiff legt in Italien an - Gerettete dürfen nicht aussteigen

21.08.2018 04:00

Europa liegt für 177 Migranten auf der «Diciotti» so nah, und ist
doch noch so fern. Wegen des Tauziehens um ihre Aufnahme dürfen die
Menschen das Schiff, das inzwischen im Hafen von Catania liegt, nicht
verlassen.

Rom (dpa) - Nach mehreren Tagen im Mittelmeer ist ein Schiff der
italienischen Küstenwache mit 177 Migranten an Bord im sizilianischen
Catania eingelaufen. Allerdings dürfen die Geretteten das Schiff
zunächst nicht verlassen, wie die Nachrichtenagentur Ansa in der
Nacht zu Dienstag berichtete.

Verkehrsminister Danilo Toninelli von der Fünf-Sterne-Bewegung hatte
dem Schiff am Montag zwar die Erlaubnis für die Einfahrt in den Hafen
gegeben. Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega will die
Menschen allerdings nicht an Land gehen lassen, solange es keine
«Antworten von Europa» gebe, verlautete aus Kreisen des Ministeriums.


Unstimmigkeiten zwischen den Ministern wiesen Kreise des
Verkehrsministeriums zurück. Letzteres sei für die Zuweisung eines
Hafens zuständig, während «alles, was danach passiert» in der
Kompetenz des Innenministeriums liege.

Italien hatte die EU-Kommission am Sonntag dazu aufgefordert, andere
Mitgliedsstaaten auszumachen, die die im Meer Geretteten aufnehmen.
Die Kommission ist einer Sprecherin zufolge daraufhin mit den
EU-Staaten in Kontakt getreten. Seit Amtsantritt der neuen
populistischen Regierung in Rom im Juni werden immer wieder Schiffe
mit geretteten Migranten tagelang im Mittelmeer blockiert.

Neben Italien weigert sich auch Malta, seine Häfen für sie zu öffnen.

Die beiden Länder handelten in den vergangenen Wochen mehrmals ad hoc
mit anderen EU-Staaten die Verteilung der Menschen aus. Auch
Deutschland beteiligte sich daran.

Die «Diciotti» hatte am Donnerstag 190 Migranten von einem Boot in
der Such- und Rettungszone Maltas aufgenommen. Die Italiener brachten
13 Menschen, die dringende medizinische Hilfe benötigten, auf die
italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. Die «Diciotti» sollte die
anderen Migranten nach Malta bringen. Dafür wurde ihr aber von Malta
die Erlaubnis verweigert.

Hilfsorganisationen kritisieren diese Vorgehensweise nicht nur, weil
die geretteten und oft traumatisierten und geschwächten Menschen
lange auf Schiffen im Meer ausharren müssten. Sie befürchten auch,
dass durch die Ungewissheit über einen sicheren Hafen die
Bereitschaft der Schiffskapitäne sinkt, Menschen von seeuntüchtigen
Booten aufzunehmen.