Bericht: Hersteller sollen Google bis zu 40 Dollar für Apps zahlen

21.10.2018 10:11

Nach der EU-Rekordstrafe wird Google Geld von Android-Herstellern für
die Installation seiner Apps verlangen. Müssen dadurch auch
Verbraucher mehr für Smartphones zahlen? Durchgesickerte Preislisten
lassen das nicht so unwahrscheinlich aussehen.

New York (dpa) - Google will von Android-Herstellern laut einem
Medienbericht bis zu 40 Dollar pro Gerät für die Installation seiner
Apps in Europa verlangen. Der Betrag unterscheide sich zum Teil stark
je nach Region und Bildschirmauflösung, schrieb das Technologieblog
«The Verge» unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen.

Zumindest bei den Beträgen am oberen Ende der Spanne könnten
Hersteller versucht sein, mindestens einen Teil der Gebühren über
Preiserhöhungen an die Verbraucher weiterzureichen - zumal viele von
ihnen kaum Gewinne erwirtschaften. Dagegen spricht zugleich der
scharfe Wettbewerb bei Android-Geräten mit einer breiten Auswahl. Die
Hersteller können zwar auch Geräte ganz ohne Google-Apps verkaufen -
in Europa dürfte man damit jedoch nicht weit kommen.

Der Konzern hatte als Reaktion auf die Rekord-Wettbewerbsstrafe der
EU-Kommission unter anderem angekündigt, dass er für seine bislang
für Hersteller kostenlosen Apps wie Karten oder GMail künftig Geld
verlangen werde. Ein Betrag wurde dabei nicht genannt. Den Bericht
von «The Verge» wollte Google am Wochenende nicht kommentieren.

Das gut in der Branche vernetzte Tech-Blog schrieb unter anderem,
dass Googles Lizenzgebühren an die Dichte der Pixel auf dem Display
gekoppelt werden sollen. Zudem habe der Internet-Konzern die Länder
des Europäischen Wirtschaftsraums in drei Gruppen aufgeteilt. Für in
Deutschland, Großbritannien, Schweden, Norwegen und den Niederlanden
verkaufte Geräte werde es die höchsten Gebühren geben.

So werde Google in diesen Ländern für ein Smartphone mit einer
Pixeldichte von mehr als 500 Bildpunkten pro Quadrat-Zoll (ppi) auf
dem Display 40 Dollar verlangen, meldete «The Verge» unter Berufung
auf eine Preistabelle. In diese Gruppe dürften vor allem teure
Telefone mit einer hohen Display-Auflösung fallen. So kommt das
Samsung-Topmodell Galaxy S9 auf 570 ppi Bildpunkt-Dichte.

Für Geräte, deren Bildschirme 400 bis 500 ppi haben, sinke die
Lizenzgebühr auf 20 Dollar - darunter seien es nur noch 10 Dollar,
hieß es weiter. In einigen Ländern würden für einfache Geräte nur

2,50 Dollar fällig. Bei Tablet-Computern liege der Höchstbetrag bei
20 Dollar. Die Gebührenordnung solle ab dem 1. Februar 2019 greifen.

Eine besonders wichtige Google-Anwendung ist die Download-Plattform
Play Store, über die Apps auf die Geräte geladen werden können. Bei
Android gibt es zwar diverse App-Stores - aber der von Google gilt
als der sicherste, weil der Internet-Konzern mit großen Anstrengungen
betrügerische Apps heraussiebt.

Bisher war es so, dass interessierte Hersteller immer gleich alle
Apps von Google auf ihre Geräte bringen mussten, samt der Anwendung
zur Internet-Suche und dem Web-Browser Chrome. Die EU-Kommission sah
in dieser Bündelung aber einen unfairen Wettbewerb zum Nachteil von
Googles Konkurrenten. Der Konzern löst das nun so, dass Chrome und
die Websuche nicht mehr zum App-Paket gehören. Hersteller, die eine
Lizenz für die anderen Apps erwerben, können den Browser und die
Such-App jedoch kostenlos dazubekommen.

So haben die Hersteller letztlich keinen finanziellen Anreiz, auf
Chrome und die Internet-Suche zu verzichten - weil sie keine
zusätzlichen Kosten bedeuten. Dafür teilt Google aber die Werbeerlöse

aus der Websuche mit ihnen - jetzt gemäß der Forderung der
EU-Kommission auch nicht mehr nur, wenn ausschließlich Google als
Suchmaschinen-App vorinstalliert wurde.

Die Brüsseler Behörde betonte nach Googles Ankündigung, dass es nicht

zu ihren Forderungen gehörte, Android-Apps kostenpflichtig zu machen.
Es sei die Angelegenheit von Google, wie genau die beanstandeten
Wettbewerbsverzerrungen ausgeräumt würden.

Der Internet-Konzern argumentiere, mit den von der Kommission
geforderten Änderungen am Geschäftsmodell bei Android sei die
wirtschaftliche Grundlage für ein kostenloses Angebot der Google-Apps
weggefallen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte das
Unternehmen zusätzlich zu den Auflagen beim Geschäftsmodell im Juli
mit einer Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro belegt.

Das Android-Betriebssystem selbst sollen die Hersteller weiterhin
kostenlos bekommen. Android-Geräte haben einen Marktanteil von mehr
als 80 Prozent beim Smartphone-Absatz.