Briten protestieren in London für zweites Brexit-Referendum

20.10.2018 13:56

London (dpa) - Zehntausende Demonstranten fordern auf einem Marsch
mitten in London ein zweites Brexit-Referendum. Nach ihrem Willen
sollen die Bürger in Großbritannien über ein finales Abkommen zum
EU-Austritt abstimmen dürfen. Der Protestzug der Kampagne «People's
Vote» endet am späteren Samstagnachmittag mit einer Kundgebung nahe
des Parlaments. Die Veranstalter rechneten mit insgesamt über
100 000 Teilnehmern, darunter zahlreiche Familien mit Kindern.

Viele Demonstranten nahmen sehr weite Anreisen auf sich, etwa von den
mehr als 1000 Kilometer entfernten Orkney-Inseln vor der Nordküste
Schottlands. An dem Protestzug beteiligen sich auch EU-freundliche
Abgeordnete der regierenden Konservativen und Londons Bürgermeister
Sadiq Khan. Der Labour-Politiker schrieb bei Twitter von einem
«historischen Moment in unserer Demokratie».

Ein 69-jähriger Demonstrant aus dem Südwesten Englands sagte: «Das
ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich politisch
engagiere.» An dem Protestzug bei Sonnenschein nehmen auch zahlreiche
Studenten teil, von den sich viele wegen ihres Alters noch nicht an
dem Brexit-Referendum 2016 beteiligen durften. Damals hatte eine
knappe Mehrheit (52 Prozent) der Briten für den Austritt gestimmt.

Großbritannien will sich bereits Ende März 2019 von der Europäischen

Union trennen. Die Verhandlungen zwischen London und Brüssel sind
aber ins Stocken geraten. Premierministerin Theresa May steht gleich
von mehreren Seiten unter Druck, auch in ihrer eigenen Partei. Damit
steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich London ohne Abkommen von der
Staatengemeinschaft löst. Dies würde Folgen für alle Lebensbereiche
haben und voraussichtlich zu wirtschaftlichen Einbußen führen. Viele
Unternehmen treffen bereits Vorkehrungen.