300 Migranten stürmen EU-Grenzzaun in Marokko - Ein Migrant stirbt

21.10.2018 15:41

Madrid/Rabat (dpa) - Bei einem neuen Massenansturm auf die spanische
Nordafrika-Exklave Melilla ist ein Migrant ums Leben gekommen. Mehr
als 300 Afrikaner hätten am Sonntag von Marokko aus versucht, die
rund sechs Meter hohen Grenzzäune zu überwinden, teilte die
Vertretung der spanischen Regierung in Melilla mit. 200 sei es
gelungen, EU-Gebiet zu erreichen. Das Todesopfer sei nach ersten
Erkenntnissen einem Herzstillstand erlegen, hieß es. Außerdem seien
19 Migranten verletzt worden.

An dem Massenansturm hatten sich den Berichten zufolge gegen neun Uhr
morgens vor allem junge Männer aus Ländern südlich des Sahara
beteiligt. Diejenigen, denen die Überwindung der Grenzzäune gelungen
sei, seien sofort ins Erstaufnahmezentrum (CETI) gebracht worden. Sie
hätten lautstark gejubelt und unter anderem «Bossa, bossa, bossa»
(Sieg, Sieg, Sieg) skandiert, berichtete die Zeitung «El Mundo».

Erst am Samstag hatte der spanische Innenminister Fernando
Grande-Marlaska in Madrid seinen marokkanischen Amtskollegen
Abdelouafi Laftit empfangen, um «vor allem über den Migrationsdruck»

zu sprechen. Spanien und die EU wollen die Zusammenarbeit mit Marokko
verbessern, um - wie das Madrider Innenministerium betonte - «eine
legale und geordnete Einwanderung» zu erreichen. Madrid und Marokko
setzten auf eine «Kooperation von gleich zu gleich.»

Der letzte erfolgreiche Massenansturm war im Juli in der zweiten
Nordafrika-Exklave Spaniens, Ceuta, registriert worden. Damals hatten
mehr als 600 Migranten spanisches Gebiet erreicht. Ein
Polizeisprecher erzählte, die Migranten seien dabei «brutal wie noch
nie zuvor» vorgegangen. Sie hätten die Grenzbeamten unter anderem mit
selbstgebauten Flammenwerfern und mit Branntkalk, der beim Kontakt
mit der Haut Verätzungen verursacht, attackiert.

Spanien verfügt in Nordafrika über zwei Exklaven, die beide von
Marokko beansprucht werden: Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und
das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla. In der Nähe der
beiden Gebiete harren Zehntausende notleidende Afrikaner vorwiegend
aus Ländern südlich der Sahara einer Gelegenheit, in die EU zu
gelangen.