Autobosse sehen nach Visite bei Trump Chance auf Zollverzicht

05.12.2018 03:30

Die Gespräche sind umstritten, aber konstruktiv: Deutsche Automanager
reden mit Donald Trump über Zölle. Das sehen Brüssel und Berlin nicht

so gerne. Aber: Vielleicht hilft es.

Washington (dpa) - Die deutschen Autohersteller Volkswagen, Daimler
und BMW wollen mit großen Investitionen in den USA die Autozölle für

US-Importe aus Europa verhindern. «Wir haben einen großen Schritt
nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden», sagte der
Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, am Dienstag
nach einem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump und weiteren
Vertretern der US-Administration im Weißen Haus.

Diess sprach von einem «überzeugenden Investitionsprogramm», das
Volkswagen in den USA vorlegen könne. «Der Präsident hat einen Punkt,

wenn er uns überzeugen will, mehr zu investieren und wir sind bereit,
mehr zu investieren», sagte Diess. Auch Zetsche sagte, Trump habe
positiv auf die vorgelegten Konzepte von Daimler reagiert.

Die Deutsche Autoindustrie verfügt derzeit über einen vergleichsweise
bescheidenen Marktanteil von etwa fünf Prozent in den USA. Volkswagen
hat allein ungefähr 3,7 Prozent. Wachstum sei auf dem zweitgrößten
Automobilmarkt der Welt nach China möglich, hieß es.

Alle drei Autohersteller betonten, es sei nicht darum gegangen,
Stellvertreter-Verhandlungen über Handelssachen zwischen Europa und
den USA zu führen. Die Gespräche seien in enger Absprache mit der
Bundesregierung und mit der Europäischen Union erfolgt. Diess sprach
von «maximaler Abstimmung» mit den staatlichen und EU-Stellen. Die
Politik befürchtet, die Autokonzerne könnten von Trump benutzt
werden, um Druck auf die EU auszuüben.

Aus Brüssel und Berlin hatte es auch Kritik gehagelt, dass
Autohersteller sich in die Verhandlungen drängten, die per Mandat die
EU-Kommission führen müsse. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström
hat sich zum Ziel gesetzt, mit den USA ein generelles Handelskommen
für Industrieprodukte zu erreichen, das ein Zollniveau von Null
vorsieht.

Diess betonte am Dienstag, es gehe um den Bau eines neuen
Volkswagenwerkes, sowie um Kooperationen mit dem US-Autobauer Ford,
mit dem gemeinsam unter anderem Pick-Ups und leichte Nutzfahrzeuge
gebaut werden sollen. Auch mit dem Softwarekonzern Microsoft soll es
in Seattle zu einer Kooperation kommen. «Ich glaube, es geht um
viel, es stehen viele Arbeitsplätze in Frage, wenn der Präsident
wirklich 25-prozentige Zölle verhängen würde», betonte Diess.
Gespräche seien auch über die Angleichung deutscher und
amerikanischer Standards für die Autos geführt worden, betonte der
Volkswagen-Chef.

BMW teilte mit, die Münchner hätten bereits 9,3 Milliarden US-Dollar
(8,2 Mrd Euro) in ihr Werk in Spartanburg (South Carolina)
investiert. Bis 2021 seien Investitionen in Höhe von weiteren 600
Millionen Dollar und die Schaffung von 1000 zusätzlichen
Arbeitsplätzen vorgesehen. 70 Prozent der Produktion würden
exportiert - ein großer Beitrag für die US-Handelsbilanz. BMW prüfe
gerade den Standort für ein zusätzliches Motorenwerk in den USA.

Der US-Präsident hatte vor dem Treffen noch einmal bei Twitter
klargemacht, was er von freier Marktwirtschaft hält: «Ich bin ein
Mann der Zölle.» Dieser Weg werde immer der beste sein, um die
wirtschaftliche Macht Amerikas zu maximieren, so Trump weiter. Auch
wenn er sich dabei vor allem auf die Verhandlungen im Handelsstreit
mit China bezog, war Trumps Twitter-Bekenntnis zu Zöllen zunächst
nicht gerade ein Mutmacher für die Autobosse.

US-Handelsminister Wilbur Ross forderte die deutschen Autobauer im
Finanzsender CNBC bereits zu mehr Produktion in den USA auf. Ziel sei
es, das US-Handelsdefizit mit Deutschland bei Autos und Autoteilen zu
senken, sagte Ross. Das gehe «hoffentlich mit erhöhter Produktion in
den Vereinigten Staaten» einher. Wichtig sei es zudem, einen großen
Teil der künftigen Elektroautoproduktion in die Staaten zu bekommen,
so der Minister weiter. Allerdings hatte es auch widerstreitende
Äußerungen gegeben. Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow hatte eine
grundsätzliche Streichung von staatlicher Fördermitteln bei
Elektroautos ins Spiel gebracht - dafür müsste er aber wohl erst eine
Mehrheit im Kongress organisieren.

Die US-Regierung hatte nach Unternehmensangaben eingeladen, um über
die Handelssituation zu diskutieren. Konkret verhandelt wird demnach
nichts, die Automanager machten aber die Bedeutung der deutschen
Konzerne für die US-Industrie deutlich. Ob und wie das Treffen
tatsächlich Bewegung in den festgefahrenen Handelsstreit zwischen
Washington und Brüssel bringen kann, bleibt abzuwarten.