Wirtschaftsverbände fordern Aktionsplan gegen «Fahrernotstand»

06.12.2018 13:15

Berlin (dpa) - Wirtschaftsverbände haben Bundesverkehrsminister
Andreas Scheuer (CSU) zu einem Aktionsplan gegen einen «Notstand» bei
Lastwagenfahrern aufgefordert. Jährlich fehlten rund 40 000 Fahrer,
dies führe inzwischen zu akuten Engpässen in der gesamten
Logistikbranche. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und
Entsorgung (BGL) sprach am Donnerstag von gravierenden Folgen für die
gesamte deutsche Wirtschaft. Es drohe ein Verkehrskollaps.

Jedes Jahr würden in Deutschland rund 67 000 Berufskraftfahrer aus
dem Berufsleben ausscheiden. Es könnten jedoch nur knapp 27 00 neue
Fahrer hinzugewonnen werden. In einem Fünf-Punkte-Plan fordern die
Logistikverbände gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft. So müsse der Fahrerberuf attraktiver und mehr Frauen
dafür gewonnen werden. Es gehe auch um «innovative»
Arbeitszeitmodelle.

Ausbildung und Qualifizierung müssten verbessert werden, außerdem
wollen die Verbände eine Imagekampagne mit Unterstützung des Bundes.
Der Zustand der Straßen sei «dringend» zu optimieren, außerdem
müssten mehr Kapazitäten für Lkw-Stellplätze geschaffen werden. Die

digitale Infrastruktur müsse flächendeckend ausgebaut werden. Der
«Fünf-Punkte-Plan» wird neben dem BGL unter anderem vom
Industrieverband BDI, dem Handelsverband HDE und dem Chemieverband
VCI unterstützt.

Die EU-Staaten hatten am Dienstag beschlossen, die zwei Millionen
Fernfahrer in der Europäischen Union vor Ausbeutung und Spediteure
vor unfairer Konkurrenz zu schützen. Die Verkehrsminister einigten
sich auf ein Gesetzespaket gegen Lohn- und Sozialdumping, das nun
allerdings noch mit dem Europaparlament verhandelt werden muss.
Kernpunkt ist der Grundsatz, dass für gleiche Arbeit am gleichen Ort
auch gleicher Lohn gelten soll. Allerdings gibt es wegen der
Besonderheiten des Transportgewerbes weiter Ausnahmen.