«Happy Katarina»: Barleys heikle Europawahl-Mission

09.12.2018 05:03

Während Parteichefin Nahles angezählt wirkt, ist Justizministerin
Barley derzeit eine der wenigen Hoffnungsträgerinnen der SPD. Doch
ihre Europawahl-Mission könnte auch zum Karriereknick führen.

Berlin (dpa) - Die SPD hat derzeit wenig zu lachen, aber wer immer
ein fröhliches Gemüt zeigt, ist Katarina Barley. Als die
Justizministerin vor ein paar Wochen 50 Jahre alt wurde, gab es in
den sozialen Medien ein tausendfaches «Happy Katarina» mit vielen
Herzchen. Die fliegen ihr zu, auch weil es sonst wenig begeisterndes
Personal gibt.

Sie hat sich scherzhaft mal als «Allzweckwaffe der SPD» bezeichnet.

Und ihr Werdegang in der Bundespolitik in den vergangenen fünf Jahren
gibt ihr durchaus Recht: Bundestagsabgeordnete, dann die Berufung zur
SPD-Generalsekretärin - die für sie härteste Schule, da sie sich in

alle Themenfelder einarbeiten und zu allem etwas sagen musste. Dann
wurde sie Familienministerin und wegen der langen Regierungsbildung
auch geschäftsführende Arbeitsministerin.

In der neuen großen Koalition galt sie zunächst als Kandidatin für
die erste weibliche Besetzung des Außenamts, schließlich wurde die
Juristin mit Erfahrungen am Bundesverfassungsgericht
Justizministerin. Sie wehrte sich lange dagegen, in eine wenig
aussichtsreiche Europa-Mission zu gehen - denn als Spitzenkandidatin
für die Europawahl am 26. Mai wird sie ihr Ministeramt im Frühjahr
abgeben und nach Brüssel wechseln. Vielleicht reicht es nur zu einem
Posten im Europaparlament. Zumal sie «nur» nationale
Spitzenkandidatin ist, der gemeinsame Kandidat der europäischen
Sozialdemokraten ist der Niederländer Frans Timmermans,
aktuell Vizechef der EU-Kommission. Barleys Messlatte liegt hoch,
Martin Schulz holte 2014 als nationaler und europäischer
Spitzenkandidat immerhin 27,3 Prozent.

Europäerin ist sie durch und durch. Geboren wurde sie in Köln («Ich
war im Karneval schon Engel, Teufel und Freiheitsstatue»), die Mutter
ist Deutsche, der Vater Brite, studiert hat sie in Paris. In den
1990er Jahren siedelte sie nach Trier über. In ihrer Heimat lebt man
ein offenes Europa. «Hier kann man an einem Tag mit dem Fahrrad durch
vier Länder fahren», sagt Barley. Wenn es die knappe Zeit erlaubt,
fährt sie mit ihrem alten Karmann-Ghia Cabrio durch die Weinberge.

Mit Blick auf Nationalisten und Populisten, die den
EU-Einigungsprozess in Frage stellen, geht es für sie um
alles: «Diese Wahl ist eine Schicksalswahl.» Das gilt irgendwie auch

für die SPD.