Wirtschaftsverbände kritisieren Aufschub des Brexit-Votums

11.12.2018 12:42

Brüssel (dpa) - Der europäische Wirtschaftsverband Business Europe
hat die Verschiebung der Brexit-Entscheidung im britischen Parlament
kritisiert. «Jeder Tag der Unsicherheit kostet Unternehmen bares
Geld», sagte der Generaldirektor Markus Beyrer am Dienstag in
Brüssel. Firmen bereiteten sich bereits auf einen chaotischen Brexit
vor, hofften aber dennoch weiter auf einen geordneten Austritt.
Wichtig sei, dass der Transport nicht behindert und Lieferketten
nicht unterbrochen würden.

Premierministerin Theresa May hatte die für Dienstagabend geplante
Abstimmung über den Vertrag zum EU-Austritt Großbritanniens auf
unbestimmte Zeit verschoben. Sie will zuerst Zugeständnisse der EU
erreichen. Die EU lehnt Nachverhandlungen jedoch ab.

«Von den Verhandlungsführern wird gerade hoch gepokert. Aber es
gehört zur Wahrheit, dass man in Europa auf ein No-Deal-Szenario
nicht vernünftig vorbereitet ist», sagte Beyrer. Firmen und
Nationalstaaten täten zwar, was sie könnten, aber die Folgen des
Brexits seien nicht absehbar.

In dem Verband sind 39 Mitglieder aus ganz Europa - unter anderem der
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Bundesvereinigung
der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) - organisiert.

Am 29. März 2019 will Großbritannien die EU verlassen. Sollte bis
dahin kein Abkommen ratifiziert sein, könnte das Land ungeregelt
ausscheiden. Doch inzwischen wird auch nicht mehr ausgeschlossen,
dass es zu einer Neuwahl oder einem zweiten Brexit-Referendum kommt.