Merkel und Macron besiegeln neuen Freundschaftspakt in Aachen

08.01.2019 20:15

Deutschland und Frankreich galten lange als «Erbfeinde». In der EU
arbeiten die beiden großen Länder nun eng zusammen. Kanzlerin Merkel
und Präsident Macron wollen noch engere Bande knüpfen.

Berlin/Paris (dpa) - Genau 56 Jahre nach Unterzeichnung des
Élysée-Vertrages wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron einen neuen Freundschaftspakt
in Aachen besiegeln. Die Zeremonie für den sogenannten Aachener
Vertrag sei am 22. Januar im Krönungssaal des Rathauses geplant,
teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag in Berlin mit.

Der Pariser Élyséepalast bestätigte den Termin. Der neue
deutsch-französische Vertrag soll die Zusammenarbeit in Wirtschaft,
Gesellschaft, Politik, Kultur und Technologie vertiefen.

Zuvor war über Monate hinweg unklar gewesen, wo der Text
unterzeichnet werden sollte. «Zwischen der Spitze der Bretagne und
der östlichen Spitze Deutschlands gibt es viel Platz, viele Orte»,
hatte der Präsident der französischen Nationalversammlung, Richard
Ferrand, erst im November gesagt. Die Nationalversammlung ist das
Unterhaus des französischen Parlaments.

Der Élysée-Vertrag war am 22. Januar 1963 vom damaligen Bundeskanzler
Konrad Adenauer und vom damaligen französischen Präsidenten Charles
de Gaulle in Paris unterschrieben worden. Er besiegelte 18 Jahre nach
dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Freundschaft der früher
verfeindeten Länder.

Der 41 Jahre alte Macron hatte eine Neuauflage des Vertrags bei
seiner Europa-Rede in der Pariser Sorbonne-Universität im September
2017 ins Spiel gebracht. Beide Länder verständigten sich dann in
ihrer gemeinsamen Erklärung von Meseberg im Juni vergangenen Jahres
darauf, bis Ende 2018 einen neuen Élysée-Vertrag auszuarbeiten.

Europafreund Macron hatte im Mai vergangenen Jahres in Aachen den
Karlspreis erhalten. Der Präsident hielt damals Deutschland einen zu
strikten Sparkurs und mangelnden Mut bei der Reform Europa vor.

Die geplante Unterzeichnung wird von Politikern in
Nordrhein-Westfalen als besondere Ehre und Verpflichtung gesehen.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete die Entscheidung,
den neuen Freundschaftsvertrag als «Aachener Vertrag» am 22. Januar
zu unterzeichnen, als «beispiellose historische Würdigung der Rolle
Nordrhein-Westfalens». «Aus dem Élysée-Vertrag wird der Aachener
Vertrag: die Erneuerung der deutsch-französischen Beziehungen bei
uns, in der Stadt Karls des Großen», sagte Laschet der «Rheinischen
Post» (Mittwoch).

Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp sagte: «Die Unterzeichnung
des Aachener Vertrags in unserem Rathaus stellt die Bedeutung Aachens
als Europa-Stadt und Stadt des Karlspreises heraus.» Ere fügte hinzu:
«Dass wir so kurz nach dem Karlspreis 2018 mit dem Preisträger
Emmanuel Macron und der Laudatorin Angela Merkel nun eine erneute
Begegnung dieser beiden Regierungschefs in Aachen erleben, ist für
uns auch ein schöner Hinweis darauf, dass es den beiden im
vergangenen Mai gut in Aachen gefallen haben muss.»

Als Adenauer und De Gaulle 1963 den Élysée-Vertrag unterschrieben,
hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Auf deutscher Seite hegten
viele den Verdacht, dass der General damit die noch junge
Bundesrepublik aus dem Machtbereich der USA herauslösen wollte.
Deshalb stellte der Bundestag eine Präambel vorweg, in der er sich
zur Freundschaft mit den USA und Großbritannien bekannte, was
wiederum De Gaulle wenig gefiel. «Verträge sind wie junge Mädchen und

Rosen. Sie halten so lange, wie sie halten», klagte der Staatschef,
der in Frankreich immer noch als Held verehrt wird.