IfW-Präsident Snower hält Nein zum Brexit-Vertrag für tragisch

16.01.2019 09:44

Kiel (dpa) - Die Ablehnung des Brexit-Vertrages mit der EU durch das
britische Parlament ist nach Einschätzung des Ökonomen Dennis Snower
eine tragische Entscheidung. Damit werde ein ungeregelter EU-Austritt
hochwahrscheinlich, sagte der Präsident des Kieler Instituts für
Weltwirtschaft (IfW) am Mittwoch. «Ein «No Deal» bedeutet nicht
einfach nur Güterhandel mit Zöllen, sondern dürfte den Handel
zwischen der EU und Großbritannien vorübergehend komplett zum
Erliegen bringen.»

Vor allem die britische Wirtschaft müsse sich dann auf gewaltige
Einschnitte vorbereiten. «Denn es fehlt jegliche personelle und
physische Infrastruktur, um einen Handel ohne Abkommen zu
kontrollieren», erläuterte der Wirtschaftswissenschaftler. Dies
reiche von der Überprüfung unterschiedlicher Standards bis hin zur
administrativen Erhebung von Steuern und Zöllen. «Diese Infrastruktur
komplett aufzubauen, würde nach Expertenschätzungen rund fünf Jahre
benötigen, bis dahin würde der Handel unter einer zähen Abwicklung
leiden», sagte Snower.

Bei Dienstleistungen, bei denen es kein umfassendes Regelwerk wie bei
Gütern zwischen Mitgliedern der Welthandelsorganisation WTO gebe,
verhalte es sich noch komplizierter, wie die Notfallpläne etwa für
den Flugverkehr zeigten. Die Entscheidung des Parlamentes hätte aus
Snowers Sicht nur dann etwas Gutes für sich, wenn sie zu einem
zweiten Referendum führen würde.