Streit um Nord Stream 2: Russland warnt vor Einmischung

10.02.2019 12:45

In der EU ist der Zwist um Nord Stream 2 vorerst beigelegt, doch
international geht der Streit weiter. Russland warnt vor Einmischung
von außen - und auch die USA wollen nicht klein beigeben.

Moskau (dpa) - Im Streit über den Bau der russisch-deutschen
Erdgasleitung Nord Stream 2 warnt Moskau vor Einmischung von außen.
«Wenn dem Projekt Hindernisse bereitet werden, um Russland zu
zwingen, Gas durch die Ukraine zu ihren Bedingungen, zu ihren Tarifen
und mit Ungewissheiten in juristischen Dingen zu pumpen, dann wird
diese Nummer wahrscheinlich nicht klappen», sagte Vizeaußenminister
Alexander Pankin am Samstag laut Nachrichtenagentur Ria Nowosti -
ohne ein Land beim Namen zu nennen. US-Botschafter Richard Grenell
kritisierte das Projekt erneut scharf und verwies darauf, dass 16
EU-Staaten die Meinung der USA teilten.

Mit Nord Stream 2 sollen jährlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter
Erdgas aus Russland - an Drittstaaten wie der Ukraine oder Polen
vorbei - durch die Ostsee nach Deutschland transportiert werden
können. Die Kritiker von Nord Stream 2 argumentieren, dass die
Leitung die energiepolitische Abhängigkeit Europas von Russland
verstärke.

«Wir sind nicht grundsätzlich gegen russisches Gas in Europa», sagte

Grenell der «Welt am Sonntag». «Wir sind aber gegen zu viel
russisches Gas, das unsere Partner in die Abhängigkeit treibt.» Diese
Meinung hätten die USA auch bereits vertreten, bevor sie Flüssiggas
nach Europa verkaufen konnten.

Die US-Denkfabrik Stratfor geht davon aus, dass die USA bis
Jahresende unter die drei weltweit größten Exporteure von Flüssiggas

(LNG) aufsteigen werden. Stratfor schrieb im November: «Die
Vereinigten Staaten werden ihren Druck auf die Europäische Union
verstärken, mehr US-amerikanisches LNG zu kaufen und ihre
Infrastruktur zu verbessern, um die Abhängigkeit des Staatenblocks
von russischer Energie zu verringern.»

Nord Stream 2 wird vom russischen Staatsmonopolisten Gazprom
gesteuert. Laut Grenell lehnen 16 europäische Staaten das Projekt ab.
Am Freitag hatten sich die EU-Staaten allerdings auf einen Kompromiss
verständigt, der den Weiterbau ermöglicht. Demnach könnten über
Änderungen an der EU-Gasrichtlinie zwar strengere Auflagen für das
Milliardenprojekt beschlossen werden. Zugleich soll aber
sichergestellt werden, dass die Fertigstellung der 1200 Kilometer
langen Leitung davon nicht gefährdet wird.