«Gelbwesten»-Liste für Europawahl verliert prominente Führungsfigur

14.02.2019 11:33

Paris (dpa) - Gut drei Monate vor der Europawahl kämpft die
französische «Gelbwesten»-Bewegung mit der Aufstellung von Kandidaten

für das EU-Parlament. Die prominente Vertreterin der Protestbewegung,
Ingrid Levavasseur, zog sich von ihrer im Januar präsentierten
Wahlliste zurück. Sie distanziere sich offiziell vom «Ralliement
d'initiative citoyenne», schrieb die Krankenschwester am
Mittwochabend auf Twitter. Ihr Rückzug bedeute aber nicht, dass sie
sich nicht anderweitig als Kandidatin für die Europawahl aufstellen
lasse, stellte sie klar. Streit sei nicht der Grund für ihre
Entscheidung, sagte sie in einer Debattensendung des Senders LCI.

Die Liste hatte von Anfang an mit Problemen zu kämpfen. Andere
«Gelbwesten» griffen die Kandidaten scharf an und warfen ihnen Verrat
vor. Ein Kritikpunkt lautete, Levavasseur und ihre Mitstreiter
machten sich zum Teil des politischen Systems, das sie eigentlich
bekämpfen wollten. Außerdem spiele eine Liste aus «Gelbwesten»
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in die Karten, weil vor allem
die Rechtspopulisten des von Marine Le Pen geführten Rassemblement
National und die Linken Stimmen an die neue Konkurrenz verlieren
würden. Vor Levavasseur kehrten laut der Zeitung «Le Monde» bereits
vier der ursprünglich zehn Kandidaten der Liste den Rücken.

Zuletzt sorgte ein Treffen des «Ralliement d'initiative citoyenne»
mit dem italienischen Vize-Premier Luigi di Maio für Furore, an dem
Levavasseur jedoch nicht teilnahm. Di Maio von der europakritischen
Fünf-Sterne-Bewegung hatte die «Gelbwesten» in einer französischen

Kleinstadt getroffen - ohne Paris darüber zu informieren. Als
Reaktion berief Frankreich seinen Botschafter aus Italien zurück.

Die «Gelbwesten» haben keinen Anführer und sind extrem zersplittert.

Innerhalb der Bewegung herrscht Uneinigkeit darüber, wie sehr man mit
Politikern kooperieren darf. Auch die politische Ausrichtung ist
nicht klar definiert. Die «Gelbwesten»-Bewegung hatte Macron in die
bislang schwerste Krise seiner Amtszeit gestürzt. Seit Mitte November
demonstrieren immer wieder Zehntausende gegen die Reformpolitik des
Staatschefs und gegen eine als zu niedrig empfundene Kaufkraft. Immer
wieder gab es Randale.