Immer mehr Firmen erwägen Geschäftsverlagerung aus Großbritannien

14.02.2019 11:40

Berlin (dpa) - Angesichts der unklaren Lage beim Brexit planen immer
mehr deutsche Unternehmen eine Verlagerung von Geschäften aus
Großbritannien in andere Länder. Nach einer Umfrage des Deutschen
Industrie- und Handelskammertages (DIHK) erwägt aktuell jedes achte
Unternehmen mit Geschäft im Vereinigten Königreich, seine
Investitionen auf andere Märkte zu verlagern - größtenteils nach
Deutschland und in andere EU-Länder. Anfang 2018 hatte nur jeder
zwölfte Betrieb von entsprechenden Vorhaben berichtet.

Befragt wurden rund 1500 deutsche Unternehmen mit
Geschäftsverbindungen zu Großbritannien. «Der Brexit ist bereits
jetzt eine hohe Belastung für die deutschen Unternehmen», sagte
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Donnerstag. Handel und
Investitionen befänden sich seit dem Brexit-Referendum auf einem
gewissen Rückzug.

Einen Monat vor dem geplanten Austrittsdatum müssten die Betriebe
«ohne Kompass navigieren», so Treier. Eine konkrete Vorbereitung auf
den Brexit gestalte sich für viele Betriebe trotz intensiver
Bemühungen schwierig. Das größte Risiko für die Firmen sei ein
drohender Mehraufwand bei der Zollbürokratie. «Im ungünstigsten Fall

würden bei einem ungeordneten Austritt bis zu zehn Millionen neue
Zollanmeldungen notwendig.» Rund die Hälfte der Betriebe bereiteten
sich mit Zollschulungen auf den Brexit vor.

Das Parlament in London will an diesem Donnerstag über das weitere
Vorgehen beim EU-Austritt entscheiden. Es ist bereits die zweite
Abstimmungsrunde seit der krachenden Niederlage für Premierministerin
Theresa May im Januar, als das Parlament ihr Brexit-Abkommen mit der
EU ablehnte. Großbritannien will am 29. März die Staatengemeinschaft
verlassen.