Gegen die Tierqual im Lkw - EU-Parlament für mehr Kontrollen

14.02.2019 15:02

Wohl jeder ist auf der Autobahn schon mal an einem Lastwagen voller
Schweine oder Kühe vorbeigefahren. Von außen nicht zu sehen ist das
Leid vieler Tiere darin. Das EU-Parlament macht nun Druck auf die
Staaten, die Missstände zu beheben.

Straßburg (dpa) - Angesichts oftmals quälender und langer
Tiertransporte in Europa will das EU-Parlament bessere Kontrollen und
härtere Strafen bei Rechtsverstößen durchsetzen. Eine entsprechende
Entschließung nahmen die Abgeordneten in Straßburg am Donnerstag mit
großer Mehrheit an.

Jährlich werden mehrere Millionen Tiere in der EU transportiert - per
Zug, Lastwagen oder Schiff. Die Kontrolle dieser Transporte liegt in
der Verantwortung der EU-Staaten. Die schon im Jahr 2005 gefasste
EU-Verordnung, die Tiere vor unnötigem Stress und Leid bewahren soll,
werde aber unzureichend umgesetzt, bemängeln Abgeordnete und
Tierschutzorganisationen.

Die zurückgelegten Strecken seien viel zu lang, kritisiert der
Deutsche Tierschutzbund. Viele Transporter würden überladen, die
Pausenzeiten oft nicht eingehalten. Außerdem würden Tiere auch bei zu
hohen Temperaturen transportiert oder gar misshandelt.

Ein besonders verbreitetes Problem besteht laut einer vom
EU-Parlament in Auftrag gegebenen Studie darin, dass Tiere auf
Lastwagen verladen werden, die eigentlich nicht transportiert werden
dürfen. So würden trächtige, kranke oder schwache Tiere nicht
identifiziert oder aus wirtschaftlichen Gründen für transportfähig
erklärt. Auch Kälber, die eigentlich noch am Euter ihrer Mutter
tränken, würden häufig über lange Strecken befördert.

Nach Angaben des EU-Parlaments werden jedes Jahr rund 28 Millionen
Schweine, 243 Millionen Hühner und 4 Millionen Rinder länger als acht
Stunden durch die EU gefahren. Vor allem auf solch langen Reisen
verletzten sich Tiere oder würden krank, denn sie litten unter
Platzmangel, fehlender Nahrung und der Bewegung des Fahrzeugs.

In dem Papier fordern die Abgeordneten nun, dass die Tiere künftig so
wenig Zeit wie möglich in den Transportern verbringen müssen.
Außerdem wird auf mehr unangekündigte Kontrollen und den Einsatz
moderner Ortungstechnologien gepocht. Mitgliedstaaten, die Verstöße
feststellen, sollen demnach EU-weit einheitliche Strafen verhängen,
etwa Fahrzeuge beschlagnahmen oder - bei Wiederholungstätern - die
Transporterlaubnis entziehen.

Die EU-Kommission soll nach dem Willen des Parlaments auch Strafen
gegen Länder verhängen dürfen, die sich nicht an EU-Recht halten.
Transporte in Drittstaaten, in denen gegen die EU-Auflagen verstoßen
wird, seien konsequent zu verbieten. Grundsätzlich setzt sich das
Europaparlament dafür ein, dass mehr Tiere noch am Ort ihrer Aufzucht
geschlachtet werden. Es sei besser, Fleisch oder Eizellen zu
transportieren als lebende Tiere.

Die Entschließung ist rechtlich nicht bindend. Sie dürfte aber den
Druck auf die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten erhöhen, mehr für
den Schutz der transportierten Tiere zu tun. «Die EU-Regierungen
müssen Millionen Tieren unerträgliches Leid ersparen und auf lokale
Schlachtbetriebe, stressfreie Schlachtung und ein Gütesiegel für
Fleisch setzen», erklärte die luxemburgische Grünen-Abgeordnete Tilly

Metz nach der Abstimmung.