EU-Sicherheitskommissar King warnt vor chinesischer IT-Dominanz

14.02.2019 16:48

Sicherheitsexperten befürchten durch die Dominanz chinesischer
Hersteller in der Informationstechnologie eine wachsende
Abhängigkeit. Das sei riskant, sagt nun auch ein EU-Kommissar - und
fordert engere Zusammenarbeit in Europa.

München (dpa) - Die EU-Kommission sieht chinesische Dominanz in der
Informationstechnologie als potenzielles Sicherheitsrisiko für
Europa. Neunzig Prozent aller IT-Geräte würden in Asien hergestellt,
China kontrolliere den Großteil der für die Fertigung von IT-Geräten

notwendigen Rohstoffe, sagte EU-Sicherheitskommissar Julian King am
Donnerstag in München. China investiert nach Kings Worten zudem ein
Vielfaches der in Europa ausgegebenen Summen in künstliche
Intelligenz. «Ein solches Niveau der Abhängigkeit schafft Risiken»,
sagte der britische Politiker bei einer Cyberkonferenz im Vorfeld der
Münchner Sicherheitskonferenz an diesem Wochenende.

Auch im Streit um eine Beteiligung des chinesischen IT-Ausrüsters
Huawei am Aufbau der europäischen 5G-Netze schlug King skeptische
Töne an. «Aus meiner Sicht ist es höchste Zeit für Europa, manche
Entscheidungen zu treffen.» So müsse diskutiert werden, ob es
sinnvoll sei, wenn einzelne europäische Länder den Aufbau des
5G-Netzes einzelnen Unternehmen überließen, sagte King. Der
Sicherheitskommissar nannte Huawei in dieser Passage seiner Rede
nicht namentlich, doch ist der chinesische Konzern Weltmarktführer
bei der Netzwerkausrüstung. King forderte ganz generell engere
europäische Zusammenarbeit in der Cybersicherheit: «Wir müssen weiter

gehen als bisher und schneller sein», sagte der Brite.

Die USA, Japan, Australien, Neuseeland und mehrere andere Länder
haben Huawei wegen Sicherheitsbedenken mittlerweile ganz oder
teilweise von sicherheitsrelevanten Telekom-Netzen ausgeschlossen.
Der Anlass: Auf Basis des chinesischen Geheimdienstgesetzes können
jeder Bürger und jede Organisation verpflichtet werden, Informationen
preiszugeben. Der Bund hatte im vergangenen Sommer bereits den
Einstieg des staatlichen chinesischen Stromnetzkonzerns SGCC in das
deutsche Stromnetz blockiert.

Die deutschen Cyberwächter wollen öffentlich keine Empfehlung für
oder gegen den Ausschluss des chinesischen Mobilfunkausrüsters Huawei
vom Aufbau des 5G-Netzes aussprechen. «Das ist eine politische
Entscheidung, sagte Arne Schönbohm, Chef des Bundesamts für
Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf einer separaten
Veranstaltung in München. Aufgabe des BSI sei es, eine sichere
Netzwerkarchitektur zu gewährleisten.

Das BSI will bei den technischen Anforderungen für die 5G-Technologie
sicherstellen, dass ein möglicher Angriff keinen Kollaps des Netzes
zur Folge hätte: «Ich möchte, dass wir nicht einen Single Point of

Failure einbauen», sagte Schönbohm. Mit diesem Fachbegriff werden
Systemkomponenten oder Systempfade bezeichnet, durch die im
Fehlerfall das System nicht mehr betriebsbereit ist. BSI und
Bundesnetzagentur seien dabei, den Anforderungskatalog zu
überarbeiten, sagte Schönbohm. Er wolle eine einheitliche
Sicherheitsarchitektur, «so dass Fremdsteuerung nach Möglichkeit
ausgeschlossen werden kann.»