Lagarde: Neues Wohlstandsversprechen in Europa nötig

14.02.2019 21:21

Washington/München (dpa) - Die Chefin des Internationalen
Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat die Länder der
Europäischen Union zu einem neuen Versprechen für gemeinsamen
Wohlstand aufgerufen. Die europäische Einheit stehe durch
populistische Bewegungen, die Diskussion über Migration aus Nahost
und Nordafrika sowie den Druck auf den regelbasierten Welthandel vor
neuen Herausforderungen, sagte Lagarde am Donnerstag bei einer
Europakonferenz in München laut vorab übermitteltem Redetext.

Die EU müsse die wirtschaftliche Annäherung ihrer Mitglieder wieder
in Gang setzen, dort wo sie ins Stocken geraten sei, sagte die
Französin. «Im Gegensatz zur kontinuierlichen Annäherung der
Mitgliedstaaten in Mittel- und Osteuropa begann die Annäherung
zwischen den südlichen und nördlichen Ländern des Euroraums in den
vergangenen 20 Jahren zu stagnieren», betonte Lagarde. In den fünf am
meisten von der Finanzkrise betroffenen Ländern des europäischen
Südens sei das Pro-Kopf-Einkommen in den Jahren 2008 bis 2017 de
facto geschrumpft.

In Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland müsse der
Jugendarbeitslosigkeit von über 30 Prozent durch mehr und gezieltere
Investitionen in Bildung und Ausbildung junger Leute begegnet werden.
Das Beispiel Portugal zeige, dass auch flexiblere Regelungen für
Unternehmen zu mehr Beschäftigung führen können.

Lagarde ermunterte die Länder des südlichen Euroraums zu mehr
Innovation. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Italien,
Portugal und Spanien lagen von 2000 bis 2014 im Durchschnitt bei
etwas über einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes, wie Lagarde
anführte. Dies sei relativ gesehen weniger als die Hälfte dessen, was
in Ländern wie Deutschland oder Frankreich investiert werde.