Protest gegen Labour-Chef Corbyn: Sieben Abgeordnete verlassen Partei

18.02.2019 11:49

London (dpa) - Aus Protest gegen den Führungsstil des britischen
Labour-Chefs Jeremy Corbyn sind am Montag sieben prominente
Mitglieder aus der Partei ausgetreten. Sie kritisieren vor allem den
Brexit-Kurs und den Umgang mit antisemitischen Tendenzen in der
größten Oppositionspartei. Die Abspaltung wird als Symptom für eine
größere Krise des britischen Parteien-Systems gewertet.

Besonders hart dürfte die Sozialdemokraten der Rücktritt des
charismatischen Abgeordneten Chuka Umunna treffen. Er gilt als
Jungstar seiner Partei und führt eine Gruppe an, die ein zweites
Brexit-Referendum fordert.

Die sieben Politiker werden künftig als «unabhängige Gruppe» im
Parlament vertreten sein, wie die Abgeordnete Luciana Berger in
London auf einer Pressekonferenz bekannt gab.

Schon länger wird befürchtet, dass die Partei auseinanderbrechen
könnte. Die Meinungen über Corbyn, der auf Neuwahlen setzt, gehen
stark auseinander. Viele werfen dem Alt-Linken vor, im Streit um den
EU-Austritt zu lange keine klare Position bezogen zu haben. Ihm wird
Mangel an Enthusiasmus für die EU vorgeworfen.

Kürzlich stellte Corbyn Premierministerin Theresa May die
Unterstützung seiner Partei in Aussicht, falls sie beim Brexit eine
Zollunion und eine Anbindung an den EU-Binnenmarkt akzeptiere. May
lehnte dies strikt ab. Großbritannien will die Europäische Union in
knapp sechs Wochen - am 29. März - verlassen.

Zudem werden seit Jahren Antisemitismus-Vorwürfe gegen Corbyn und
seine Partei erhoben. Im vergangenen Sommer räumte er öffentlich in
einem Video ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische
Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien.
Kritiker werfen dem 69-Jährigen eine einseitige Unterstützung der
Palästinenser im Nahostkonflikt vor.