Gysi: EU als Chance und nicht als «notwendiges Übel» sehen

23.02.2019 13:05

Bonn (dpa) - Linken-Europachef Gregor Gysi hat seine Partei davor
gewarnt, die Europäische Union zu negativ darzustellen. «Ich glaube,
dass die Menschen auch Aussichten brauchen, Hoffnungen,
Perspektiven», sagte er am Samstag beim Europa-Parteitag der Linken
in Bonn. «Wir können und müssen die Menschen begeistern für unseren

Weg in ein linkes Europa.» Die EU müsse als Chance begriffen werden
und nicht als «notwendiges Übel».

Den Befürwortern eines strikten Anti-EU-Kurses in seiner Partei hielt
Gysi entgegen: «Wir treten zur Wahl des Europäischen Parlaments an,
weil wir die europäische Integration wollen.» Dafür müsse die
EU allerdings grundlegend reformiert werden.

Gysi ist Vorsitzender der Parteienfamilie Europäische Linke. Ihr
werden etwa 50 der künftig 705 Sitze im nächsten EU-Parlament
vorhergesagt. Der 71-jährige frühere Fraktionschef im Bundestag
betonte die Bedeutung der Wahl am 26. Mai: «Die Europawahlen waren
noch nie so wichtig wie in diesem Jahr.» Es gehe darum, ob ein
Neustart gelinge oder sich der Zerfall der Union forciere.

In Bonn ringt die Partei an diesem Wochenende um ihre Haltung zu
Europa. EU-Kritiker vom linken Flügel der Partei fordern einen harten
Anti-EU-Kurs und halten die Staatengemeinschaft für nicht
reformierbar. Andere aus dem gemäßigten Reformerlager wollen dagegen
sogar eine Republik Europa - und damit viel mehr europäische
Zusammenarbeit als bisher. Am Nachmittag soll das Programm für die
Europawahl beschlossen werden.