Streit um Funkstandard für Auto-Kommunikation in Europa

15.04.2019 14:36

Berlin/Brüssel (dpa) - In Europa baut sich ein Streit darüber auf,
wie vernetzte Autos untereinander und mit der Infrastruktur am
Straßenrand kommunizieren sollen: per WLAN oder über das
Mobilfunk-Netz. Über einen sogenannten delegierten Rechtsakt der
EU-Kommission, die zumindest zunächst für die Kurzstrecke auf WLAN
setzt, soll am Mittwoch das Europäische Parlament debattieren. Wenn
das EU-Parlament oder der Rat der Mitgliedsländer bis Mitte Mai keine
Einwände erheben, tritt der Rechtsakt in Kraft.

Vor diesem Hintergrund werden die Anhänger der Mobilfunk-Lösung
aktiver. So riefen BMW und die Deutsche Telekom in einem gemeinsamen
Brief Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf, ein Veto
gegen den Rechtsakt der Kommission einzulegen. «Deutschland sollte im
Rat darauf dringen, dass der delegierte Rechtsakt in der jetzigen
Form von der EU-Kommission zurückgezogen und neu vorgelegt wird - in
einer tatsächlich technologieneutralen Form», heißt es in dem Brief,

der der dpa vorliegt. «Der delegierte Rechtsakt führt Europa in eine
technische und politische Sackgasse.»

In dem Rechtsakt der Kommission heißt es, für die Kommunikation auf
kurzen Entfernungen sei das Format ITS-G5 ausgereift, getestet und
bereits im Einsatz. Es basiert auf WLAN-Technologie und arbeitet in
einem speziell dafür reservierten Frequenzspektrum von 5,9 Gigahertz.
Zugleich sieht die Kommission den Einsatz des 3G- und 4G-Mobilfunks
für die Kommunikation auf längere Entfernung und zur Infrastruktur am
Straßenrand - wie etwa vernetzte Ampeln - vor. Das auf
Mobilfunk-Technologie für alle Einsatzfälle basierende Format V2X
sowie der superschnelle 5G-Datenfunk könnten später integriert
werden, heißt es in dem Rechtsakt.

BMW und die Telekom kritisieren nun in dem Brief an Scheuer, die
WLAN-Lösung sei nur eine Übergangstechnologie. «China nutzt
ausschließlich C-V2X, auch die USA tendieren zu diesem Standard.»
Diese Technik sei «anders als vielfach behauptet» schon heute
einsatzbereit. Und sie könne die bestehenden LTE-Netze nutzen,
während die WLAN-Lösung eine «parallele Infrastruktur» mit
erheblichen Investitionskosten benötige.