Europol: Mafia-Gruppen größte Bedrohung für Sicherheit in Europa

16.04.2019 15:06

Den Haag (dpa) - Das organisierte Verbrechen ist nach Darstellung von
Europol die größte Bedrohung für die Sicherheit in Europa. Verbrechen

und Gewalt von Mafia-ähnlichen Banden hätten deutlich zugenommen,
sagte Jari Liukku von der europäischen Polizeibehörde am Dienstag in
Den Haag auf einer internationalen Konferenz. Führend seien die
italienischen Mafia-Banden. Sie operierten international, seien kaum
aufzuspüren und wie Konzerne sehr effektiv organisiert. Auch Gruppen
etwa aus Albanien oder Osteuropa seien stark im Kommen.

Die Ermittler schätzen, dass mehr als 5000 Mafia-ähnliche Gruppen in
Europa aktiv sind mit Mitgliedern aus mehr als 100 Ländern. Sie seien
im Drogenhandel aktiv und verdienten auch an Menschenschmuggel, Raub,
Menschen- und Waffenhandel. Die Milliardengewinne werden, so die
Ermittler, in legitimen Unternehmen gewaschen. Das organisierte
Verbrechen infiltriere auf diese Weise die Wirtschaft.

Die Ermittler stellten die kalabrische Ndrangheta als besonders
bedrohlich dar. Sie breite ihr Operationsgebiet immer weiter nach
Osteuropa aus, sagte der Direktor der italienischen
Anti-Mafia-Einheit, Giuseppe Governale. Die Ndrangheta ist nach
seinen Worten auch in Deutschland und Belgien aktiv. «Durch
Korruption und Gewalt dringen sie tief in die Gesellschaft ein und
werden immer größer und einflussreicher.»

Ermittler aus EU-Mitgliedsstaaten beraten zur Zeit in Den Haag am
Sitz von Europol über Strategien im Kampf gegen das organisierte
Verbrechen. Wegen der Migrationskrise und akuten Terrorgefahr seien
die Banden aus dem Fokus geraten, klagte Europol. Um effektiv gegen
sie vorzugehen, müssten die Ermittler Europas enger zusammenarbeiten
und sich auf die Köpfe der Banden und ihre Strukturen konzentrieren.