EU-Parlament bestätigt scharfe Klimaauflagen für Lastwagen

18.04.2019 17:24

Die vielen Lastwagen auf europäischen Fernstraßen blasen immer mehr
Treibhausgase in die Luft. Nun sollen die Fahrzeuge sauberer werden.
Die Hersteller ächzen.

Straßburg (dpa) - Erstmals setzt die Europäische Union auch für
Lastwagen verbindliche Klimaschutzziele: Neue Modelle sollen bis 2025
im Durchschnitt 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger
Kohlendioxid ausstoßen als heutige. Diese mit den EU-Ländern
vereinbarten Vorgaben bestätigte das Europaparlament am Donnerstag.
Der Verband der Automobilindustrie bekräftigte seine Kritik an den
Plänen, die der Rat der Mitgliedsländer noch formal billigen muss.

Sie sollen helfen, den steigenden Ausstoß von Klimagasen aus dem
Verkehr in den Griff zu bekommen. Weil immer mehr Brummis in Europa
unterwegs sind, verursacht der Schwerlastverkehr heute 25 Prozent
mehr Klimagase als 1990. Für den Klimaschutz hat die EU jedoch im
Pariser Abkommen insgesamt drastisch sinkende Emissionen versprochen.
Herstellern, die ihre Flottenziele reißen, drohen Bußgelder: Zwischen
2025 und 2029 sollen pro Gramm Kohlendioxid und Tonnenkilometer 4250
Euro fällig werden, ab 2030 dann 6800 Euro.

Europaabgeordnete von Grünen, Sozial- und Christdemokraten begrüßten

den Beschluss. «Es ist ein großer Erfolg, dass die EU nun erstmals
gegen die CO2-Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen vorgeht»,
erklärte der für die Vorlage zuständige Grünen-Abgeordnete Bas
Eickhout. Die Vorschriften sollten neue Technik voranbringen. So wird
Herstellern auch vorgeschrieben, dass 2025 mindestens zwei Prozent
ihrer verkauften Fahrzeuge keine oder fast keine Treibhausgase mehr
ausstoßen. Gemeint sind zum Beispiel Elektroantriebe.

Der deutsche Branchenverband VDA hält die Vorgaben für willkürlich
und zu ehrgeizig. Dabei seien die Anreize zur Einführung von
Fahrzeugen mit wenig oder keinen Emissionen zu schwach, erklärte der
VDA. Der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke hielt dagegen, die neuen
Grenzwerte seien zwar eine große Herausforderung für die
Lastwagenbauer, aber grundsätzlich vertretbar.

Ebenfalls am Donnerstag beschloss das Europaparlament auch neue
Vorgaben zur Beschaffung von Bussen und anderen Fahrzeugen für den
öffentlichen Nahverkehr. So müssen bis Ende 2025 in Deutschland 45
Prozent der neu angeschafften Busse «sauber und energieeffizient»
nach Maßgaben der neuen EU-Richtlinie sein, ab 2026 dann sogar 65
Prozent. Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken lobte den Beschluss.
Die Ziele seien ehrgeizig, aber erreichbar, etwa durch einen Mix aus
wasserstoff- oder batterieelektrischen und Biogas-Bussen.