Tschechiens Regierungschef Babis kritisiert ZDF-Reportage

18.04.2019 17:12

Prag (dpa) - Mit heftigen Angriffen auf deutsche Medien hat der
tschechische Regierungschef Andrej Babis am Donnerstag auf eine am
Mittwoch ausgestrahlte ZDF-Reportage reagiert. Die Sendung aus der
Reihe «ZDFzoom» mit dem Titel «Betrügen leicht gemacht» hatte am

Beispiel von Tschechien, Ungarn und Rumänien dargestellt, wie
populistische Regierungspolitiker Fördermittel aus der von ihnen
kritisierten Europäischen Union zu ihrem Vorteil nützten.
Multimilliardär Babis wurde in der Sendung als Politiker dargestellt,
der seine politische Macht ausnütze, um die Regeln der
Förderungsvergabe zugunsten seines Firmenimperiums zu beeinflussen.

«Diese ZDF-Reportage hat nichts mit seriösem Journalismus zu tun»,
kritisierte der Regierungschef gegenüber der tschechischen
Nachrichtenagentur CTK. Ohne sie namentlich zu nennen, beschuldigte
Babis zugleich auch andere deutsche Medien der Voreingenommenheit ihm
gegenüber: «So wie dieser Fernsehsender bringen auch andere
immigrationsfreundliche deutsche Medien über mich total erfundene
Reportagen. (...) Es missfällt ihnen, dass ich in Europa gegen
Migration und für tschechische Interessen kämpfe, für die Interessen

unserer Menschen und nicht für die Interessen der großen Länder wie
Deutschland oder Frankreich.» Das ZDF wollte sich auf Anfrage nicht
zu Babis' Vorwürfen äußern und verwies stattdessen auf die Reportage.


Gegen Babis, Gründer und Chef der liberal-populistischen Bewegung
ANO, laufen sowohl auf EU-Ebene als auch in Tschechien selbst
Untersuchungen wegen Betrugsverdachts im Zusammenhang mit
EU-Förderungen. Erst am Mittwoch hatte die tschechische Polizei nach
mehrjährigen Ermittlungen empfohlen, eine formelle Anklage gegen
Babis zu erheben. Entscheiden muss darüber nun die zuständige
tschechische Staatsanwaltschaft.