Experte: Besetzung von Militärrat im Sudan könnte Migration ankurbe ln

19.04.2019 09:45

Khartum (dpa) - Nach dem Putsch im Sudan könnte einem Experten
zufolge die Besetzung der neuen Militärführung zu mehr Migration
in Richtung Europa führen. Langzeitmachthaber Omar al-Baschir wurde
vergangene Woche von den Streitkräften abgesetzt. Als zweiter Mann im
Militärrat wurde Mohammed Hamdan Daglu (genant Hemeti) ernannt, der
Leiter der berüchtigten paramilitärischen Schnellen Einsatztruppen
(RSF). Die RSF derartig zu ermächtigen könnte «mehr Menschen, vor
allem in der Region Darfur, dazu ermutigen, in Richtung Libyen und
Europa zu reisen», sagte Sudan-Experte Jérôme Tubiana der Deutschen
Presse-Agentur.

Die RSF bestehen zum Großteil aus der Dschandschawid, einer
arabischen Miliz, die während des Darfur-Konflikts brutal gegen
Volksgruppen in der westlichen Provinz vorging. Vor einigen Jahren
schickte die Regierung die RSF an die nördliche Grenze zu Libyen, um
die Migration einzudämmen. Experten und Menschenrechtler werfen den
Truppen nicht nur Menschenrechtsverletzungen gegenüber Migranten vor,
sondern auch, dass Mitglieder der RSF selbst im Schmuggelgeschäft
involviert sind und davon profitieren.

Jüngst trafen nach Medienberichten mehrere ausländische Diplomaten
Hemeti, darunter der amtierende US-Botschafter Steven Koutsis. Diese
Treffen würden ein beunruhigendes Zeichen setzen, sagte Tubiana,
einer der Autoren eines Berichts der niederländischen Denkfabrik
Clingendael über die EU-Migrationspolitik in Afrika. Er befürchte,
die Treffen deuteten darauf hin, dass die EU nun bereit sei, mit den
RSF zusammenzuarbeiten. Dies hatte die EU in der Vergangenheit stets
abgelehnt. Die EU kooperiert mit der Regierung im Sudan bei der
Bekämpfung von Menschenhandel, hatte aber stets betont, es würden
keine Gelder direkt an die Regierung oder die RSF fließen.