Aus für den 500-Euro-Schein - Ausgabe endet in wenigen Tagen Von Friederike Marx, dpa

20.04.2019 07:55

Die Tage des 500-Euro-Scheins sind gezählt. Ob mit dem Ausgabestopp
wie erhofft Schwarzarbeit und Terrorfinanzierung zurückgedrängt
werden, scheint allerdings fraglich.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Gnadenfrist für den 500-Euro-Schein läuft
ab: Nur noch bis einschließlich kommenden Freitag (26. April) ist die
lilafarbene Banknote bei der Deutschen Bundesbank und der
Österreichischen Nationalbank zu haben. Einen Run auf den größten
Euro-Schein in den letzten Wochen vor dem Ausgabestopp kann die
deutsche Notenbank nicht feststellen. «Außergewöhnliche
Hortungsaktivitäten gab es nicht», sagte Bundesbank-Vorstand Johannes
Beermann der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachfrage in Deutschland
sei seit Jahresbeginn stabil.

Die anderen 17 nationalen Zentralbanken des Eurosystems hatten die
Ausgabe bereits am 26. Januar 2019 beendet. Die deutsche und die
österreichische Notenbank bringen netto die meisten
500-Euro-Banknoten in Umlauf. «Darum hat man entschieden, dass
diejenigen, die am meisten 500-Euro-Scheine ausgeben, etwas länger
Zeit bekommen», sagte Beermann jüngst der «Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung». «Es ist ein größerer logistischer Aufwand, einen

Fünfhunderter durch fünf 100-Euro-Scheine oder andere Stückelungen zu

ersetzen.»

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte Anfang Mai 2016
entschieden, dass Produktion und Ausgabe der 500-Euro-Banknote «gegen
Ende des Jahres 2018» eingestellt werden. In der überarbeiteten
zweiten Serie der gemeinsamen Banknoten mit verbesserten
Sicherheitsmerkmalen wird es keinen 500-Euro-Schein mehr geben. Diese
«Europa»-Serie wird am 28. Mai 2019 mit der Ausgabe der neuen 100-
und 200-Euro-Scheine vervollständigt.

Vom Verzicht auf den 500-Euro-Schein versprechen sich Befürworter,
dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. Ob
das klappt, ist allerdings umstritten. Die im Umlauf befindlichen
500er bleiben gesetzliches Zahlungsmittel und sollen unbegrenzt
umtauschbar sein.

Die Bundesbank beurteilt Obergrenzen für Bargeldzahlungen oder das
Aus für große Banknoten skeptisch. Es fehle «weiter am empirischen
Nachweis, dass durch Maßnahmen wie die Abschaffung von Banknoten mit
hohem Nennwert oder die Einführung von Barzahlungsobergrenzen
tatsächlich Steuerhinterziehung und andere kriminelle Aktivitäten
effektiv bekämpft werden können», heißt es im Monatsbericht der
Notenbank für März.

Einer Bundesbank-Modellrechnung zufolge wird Bargeld generell nur zu
einem geringen Teil missbräuchlich in der sogenannten
Schattenwirtschaft genutzt. Den Berechnungen zufolge lassen sich im
Durchschnitt etwa 14 Prozent der Bareinzahlungen in
Bundesbank-Filialen «indirekt auf die Schattenwirtschaft
zurückführen». Allerdings wies die Notenbank auch auf die
Schwierigkeiten hin, genaue Zahlen zu ermitteln.

Schätzungen zufolge liegt der Anteil von Aktivitäten wie
Schwarzarbeit, Schmuggel oder Drogenhandel am deutschen
Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 2 und fast 17 Prozent. Die
Annahmen gehen also weit auseinander. «Schon aus diesen Zahlen wird
klar, dass alle Untersuchungen der Schattenwirtschaft sehr vorsichtig
interpretiert werden sollten und es kaum klare Ergebnisse geben
kann», sagte Beermann der «FAS».

Nach Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) waren 2016 noch 540
Millionen lilafarbene Banknoten im Wert von 269,9 Milliarden Euro im
Umlauf. Seitdem ist die Zahl gesunken, allerdings zirkulieren immer
noch viele Millionen 500er. Im März 2019 waren es demnach etwa 509
Millionen Scheine im Wert von rund 254,6 Milliarden Euro.