Brexit-Hardliner Johnson gegen Ausstiegszahlungen an EU

09.06.2019 02:54

London (dpa) - Der Favorit auf den Posten des britischen
Premierministers, Boris Johnson, hat der Europäischen Union gedroht,
die vereinbarten Ausstiegszahlungen in Milliardenhöhe zurückzuhalten.
Der «Sunday Times» sagte der Brexit-Hardliner nach Angaben der
britischen Nachrichtenagentur PA, die von Brüssel geforderten 39
Milliarden Pfund (rund 44 Milliarden Euro) so lange nicht zu
bezahlen, bis es bessere Bedingungen und «mehr Klarheit» über das
weitere Vorgehen gäbe. «Für den Abschluss eines guten Deals ist Geld

ein großartiges Lösungs- und ein großartiges Schmiermittel.» Er hab
e
es immer merkwürdig gefunden, den gesamten Scheck zu unterschreiben,
bevor ein endgültiges Abkommen abgeschlossen sei.

Vergangene Woche hatte bereits US-Präsident Donald Trump den Briten
empfohlen, diese Schulden nicht zu bezahlen - und Johnson
bescheinigt, ausgezeichnete Fähigkeiten für das Amt des Partei- und
Regierungschefs zu haben. Bei den Brexit-Verhandlungen mit der EU
hatte London zugesagt, eine Schlussrechnung in Höhe von 44 Milliarden
Euro zu begleichen. Brüssel besteht darauf, dass London seinen Anteil
für gemeinsam getroffene Finanzentscheidungen bezahlt - für den
EU-Haushalt, gemeinsame Fonds und Pensionslasten.

Der frühere Außenminister Johnson gilt als Favorit im Rennen um die
Nachfolge der scheidenden britischen Premierministerin Theresa May.
Am Freitag hatte sie die Führung ihrer Konservativen Partei
abgegeben. Sie wird bis Ende Juli auch als Regierungschefin ersetzt.
Johnson war im vergangenen Jahr aus Protest gegen Mays Brexit-Kurs
als Außenminister zurückgetreten. Bislang haben elf Politiker ihr
Interesse an dem Posten als Chef der Konservativen Partei und damit
auch als Regierungschef bekundet. Die offizielle Bewerbungsfrist für
die Kandidaten endet am Pfingstmontag.