Stahlbaron Mittal kann Trumps Protektionismus «nachvollziehen»

12.06.2019 11:31

Düsseldorf (dpa) - Der Chef und Hauptaktionär des weltgrößten
Stahlkonzerns Arcelor-Mittal, Lakshmi Mittal, hat Verständnis für die
protektionistischen Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump geäußer
t.
«Wenn das Ziel lautet, der heimischen Industrie zu Wachstum zu
verhelfen und amerikanische Champions zu formen, dann sind solche
Maßnahmen zumindest vorübergehend sinnvoll. Insofern kann ich
nachvollziehen, was Donald Trump macht», sagte der Unternehmer im
Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch).

Auch Europa sollte nach seiner Einschätzung Importzölle zum Schutz
der eigenen Wirtschaft nutzen, solange es keine vergleichbaren
Wettbewerbsbedingungen für Importe aus anderen Ländern gebe. «Meine
Befürchtung ist, dass viele europäische Industriebranchen nicht
überleben werden, wenn wir nicht die Schaffung europäischer Champions
unterstützen», sagte er.

Mittal warnte ausdrücklich vor einer Lockerung des Zollschutzes für
die Stahlindustrie im Juli, wie sie von der EU-Kommission erwogen
werde. Es seien im Gegenteil weitere Schutzmaßnahmen notwendig. Denn
wegen der Zollmauern in Amerika wichen Produktionsländer, die bisher
stark dorthin exportiert hätten, auf den vergleichsweise offenen
europäischen Markt aus. «Wir haben eine Stahlschwemme», betonte der
Unternehmer. Seit 2017 seien die Einfuhren in die EU um 30 bis 40
Prozent gestiegen.

In Deutschland musste der Stahlriese erst kürzlich die Produktion in
den Stahlwerken in Bremen und Eisenhüttenstadt drosseln. Auch an
anderen europäischen Standorten wurde die Produktion zurückgefahren -
insgesamt um 4 bis 4,5 Millionen Tonnen. Das entspricht rund 9
Prozent der europäischen Stahlproduktion des Konzerns. Arcelor-Mittal
führe derzeit Gespräche mit den Gewerkschaften über Kurzarbeit und
werde sich voraussichtlich von Leiharbeitern trennen, sagte Mittal.
Der Schlüssel, um das Problem der weltweiten Überkapazitäten im
Stahlbereich zu lösen, liege aber ganz klar in China.