Rennen um May-Nachfolge: Erfolg für Johnson - drei Kandidaten raus

13.06.2019 15:45

Der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson ist klar auf Kurs
May-Nachfolge. Die Frage ist: Wer tritt gegen ihn an? Und was sagen
am Ende die Parteimitglieder?

London (dpa) - Im Rennen um das Amt des Parteichefs der britischen
Konservativen und Premierministers ist Boris Johnson in der ersten
Wahlrunde als klarer Favorit bestätigt worden. Drei Kandidaten
schieden am Donnerstag aus dem Rennen um die Nachfolge von Theresa
May aus.

Der frühere Außenminister Johnson erhielt 114 Stimmen. Weit dahinter
folgte an zweiter Stelle mit 43 Befürwortern der aktuelle
Außenminister Jeremy Hunt. Eine Runde weiter sind auch Innenminister
Sajid Javid und Umweltminister Michael Gove sowie Ex-Brexitminister
Dominic Raab und Gesundheitsminister Matt Hancock. Überraschend
schaffte es auch Entwicklungshilfeminister Rory Stewart in die zweite
Runde.

Nicht mehr im Rennen sind Ex-Arbeitsministerin Esther McVey, Mark
Harper und die ehemalige Ministerin für Parlamentsfragen Andrea
Leadsom. Sie schafften es nicht, mindestens 17 Stimmen aus der
Fraktion auf sich zu vereinen.

Weiter ausgesiebt wird am Dienstag, wenn 33 Befürworter für ein
Weiterkommen notwendig sind. Die Abstimmungen in der Fraktion sind
geheim. Deshalb werden auch weitere Überraschungen nicht
ausgeschlossen.

Bis Ende nächster Woche soll die Anzahl der Kandidaten auf zwei
reduziert werden, die sich dann in einer Stichwahl den rund 160 000
Parteimitgliedern stellen sollen. Wer neuer Tory-Parteichef und damit
Premierminister wird, soll in der Woche ab dem 22. Juli feststehen.

Es gilt als ausgemacht, dass Johnson in die Stichwahl gehen wird. Die
große Frage ist nun: Wer kann sich als ernsthafter Konkurrent
Johnsons etablieren? Derzeit gilt Hunt als wahrscheinlichster
Kandidat, doch auch Javid werden noch Chancen ausgerechnet.

Johnson will das Abkommen über den EU-Austritt nachverhandeln. Das
kündigte er am Mittwoch in London zum Auftakt seiner Kampagne an. Ein
«besserer Deal» sei möglich, sagte Johnson. Er wolle keinen Austritt

ohne Abkommen, aber das Land müsse sich darauf vorbereiten, um den
Druck auf die Verhandlungspartner in Brüssel zu erhöhen.

«Es ist wichtig, robust, entschlossen und entschieden zu sein», sagte
Johnson. Zudem müsse die Austrittsfrist am 31. Oktober auf jeden Fall
eingehalten werden.

Brüssel hat jedoch bereits mehrfach klargemacht, dass es keine
Nachverhandlungen über den Austrittsvertrag geben kann.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wiederholte diese
Position erst in dieser Woche. Der Vertrag müsse respektiert werden,
wer auch immer der nächste britische Premierminister sein werde,
sagte Juncker im Gespräch mit dem Portal Politico.

May war mit der Vereinbarung über den EU-Austritt drei Mal im
Parlament gescheitert und als Konsequenz vergangene Woche als
Parteichefin zurückgetreten. Eigentlich hätte der EU-Austritt des
Landes bereits am 29. März erfolgen sollen; zwei Mal musste er
verschoben werden. Die Briten hatten sich im Juni 2016 in einem
historischen Referendum mit knapper Mehrheit für den Brexit
ausgesprochen.