Genossenschaftsbanken warnen vor Verschärfung des EZB-Strafzinses

11.07.2019 11:36

Frankfurt/Main (dpa) - Die genossenschaftliche Finanzgruppe wehrt
sich gegen eine mögliche weitere Verschärfung der Strafzinsen der
Europäischen Zentralbank (EZB). «Es wird für Banken immer schwerer,
bei anhaltenden Negativzinsen eine angemessene Profitabilität im
Kundengeschäft sicherzustellen», sagte die Präsidentin des
Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR),
Marija Kolak, am Donnerstag in Frankfurt. «Insbesondere, wenn auf die
Weitergabe der negativen Zinsen im Mengengeschäft verzichtet wird.»

Im Raum steht sogar eine Verschärfung des Strafzinses, den Banken
zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Derzeit werden dafür
0,4 Prozent fällig - in Summe eine Milliardenbelastung für die
Geldhäuser im Euroraum. Wegen düsterer Konjunkturaussichten hatte
EZB-Präsident Mario Draghi jüngst angedeutet, dass die Notenbank
nachlegen könnte. Eine Weitergabe von Strafzinsen an einen größeren
Kundenkreis oder Gebührenerhöhungen sind in einem solchen Fall nach
Einschätzung des BVR nicht ausgeschlossen.

«Die EZB darf nicht alleine die Inflation im Fokus behalten, sondern
muss stärker die Folgen der Negativzinspolitik für die Wirtschaft
insgesamt berücksichtigen», forderte Kolak. Eine Staffelung des
Strafzinses sei «dringend erforderlich», um die Kreditinstitute
«durch angemessene Freibeträge» zu entlasten.

Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete die genossenschaftliche
Finanzgruppe einen Vorsteuergewinn von rund 7,8 Milliarden Euro. Den
Rückgang um gut 1,1 Milliarden Euro zum Vorjahr erklärte der BVR mit
Schwankungen an den Kapitalmärkten zum Jahresende. Nach Steuern ergab
sich ein Jahresüberschuss von 5,4 Milliarden Euro und damit 671
Millionen Euro weniger als ein Jahr zuvor. Zu der Finanzgruppe
gehören unter anderen 875 Volksbanken und Raiffeisenbanken, die
Sparda-Banken sowie der DZ-Bank-Konzern.