Verbände: Großbritannien droht nach Brexit Arbeitskräftemangel

17.07.2019 12:05

London (dpa) - Nach dem Brexit droht Großbritannien laut
Wirtschaftsverbänden ein Mangel an Arbeitskräften. Die geplanten
hohen Hürden für Zuwanderer müssten daher deutlich gesenkt werden,
forderte die Vereinigung London First am Mittwoch. Betroffen seien
unter anderem das Baugewerbe, der Einzelhandel und Kliniken.

Die Regierung will die Einwanderungsregeln nach dem EU-Austritt
deutlich verschärfen und setzt vor allem auf Fachkräfte. Sie sollen
offiziellen Empfehlungen zufolge mindestens 30 000 Pfund (gut 33 000
Euro) pro Jahr verdienen. Mehr als 60 Prozent der Stellen liegen der
Vereinigung der Wirtschaftsverbände zufolge aber unter der Schwelle.
Sie müsse auf 20 000 Pfund gesenkt werden, appelliert London First an
die potenziellen Nachfolger von Regierungschefin Theresa May.

Die Organisation spricht sich für weitere Maßnahmen wie
Visa-Erleichterungen aus, um Arbeitskräfte anzuwerben. Das Thema
Migranten spielte eine große Rolle beim Brexit-Referendum vor drei
Jahren, als sich eine knappe Mehrheit für die Trennung von der
Europäischen Union aussprach. Viele Bereiche klagen bereits unter
Arbeitskräftemangel, darunter die Landwirtschaft.

Haushoher Favorit für Mays Nachfolge ist Ex-Außenminister Boris
Johnson. Er will Großbritannien am 31. Oktober aus der EU führen,
notfalls auch ohne Austrittsabkommen. Seinem Konkurrenten Jeremy
Hunt, dem derzeitigen Außenminister, werden kaum Chancen eingeräumt.
Die etwa 160 000 Mitglieder der Konservativen Partei entscheiden per
Briefwahl, wer neuer Premiere wird. Das Ergebnis wird kommenden
Dienstag verkündet.

Johnson plant die Einführung eines auf Punkten basierenden
Einwanderungssystems nach australischem Vorbild. Wer im Vereinigten
Königreich arbeiten wolle, soll in Zukunft zum Beispiel schon vor
seiner Ankunft einen Job im Land nachweisen und auch Englisch
sprechen können. «Wir müssen härter jenen gegenüber sein, die uns
ere
Gastfreundschaft missbrauchen», sagte Johnson kürzlich.