Galileo-Satellitennavigation wieder in Betrieb

18.07.2019 14:23

Es soll Europa unabhängiger vom US-amerikanischen GPS machen: Das
Satelliten-Navigationssystem Galileo ist ein milliardenschweres
Prestigeprojekt. Reibungslos funktioniert der Dienst allerdings noch
nicht.

Prag (dpa) - Das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo ist
nach einem fast einwöchigen Systemausfall wieder in Betrieb. Zu
Beginn müsse noch mit Ungenauigkeiten und Instabilitäten gerechnet
werden, teilte die zuständige EU-Agentur GSA am Donnerstag in Prag
mit. Als Ursache seien Fehler in den Anlagenteilen identifiziert
worden, die Zeit- und Umlaufbahnberechnungen vornehmen.

Von dem Problem seien unterschiedliche Elemente in beiden
Kontrollzentren betroffen gewesen, hieß es. Ein unabhängiger
Untersuchungsausschuss wurde eingerichtet, um Lehren für die Zukunft
zu ziehen. Dabei gehe es unter anderem um die Verbesserung der
Redundanz, also einer doppelten Auslegung der Infrastruktur, um
Fehler abfangen zu können.

Das Satelliten-Navigationssystem Galileo war seit vorigem Freitag
fast komplett ausgefallen. Mit dem milliardenschweren Prestigeprojekt
will Europa unabhängig vom amerikanischen GPS werden. Derzeit
befinden sich 26 Galileo-Satelliten in der Umlaufbahn. Weitere sollen
folgen.

Nach Einschätzung eines Experten dürften sich die Folgen des
aktuellen Systemausfalls für Endnutzer in Grenzen gehalten haben. Die
meisten von ihnen würden sich nicht auf Galileo allein stützen,
sondern auf eine Kombination von Systemen, sagte Bernhard
Hofmann-Wellenhof von der TU Graz. «Das wird auch in Zukunft so
sein», merkte der Hochschulprofessor und Autor zahlreicher Bücher zu
dem Thema an. Moderne Mobiltelefone könnten bereits die Daten aller
vier globalen Navigationssysteme verarbeiten.

Neben Galileo gibt es das US-amerikanische GPS, das russische Glonass
sowie das chinesische Beidou. Das Galileo-System befindet sich
derzeit im Aufbau- und Teststadium. In dieser Phase garantiert der
Betreiber noch keine durchgängige Verfügbarkeit. Der Vollbetrieb soll
erst im Jahr 2020 starten. Kontrollzentren stehen im bayerischen
Oberpfaffenhofen und im italienischen Fucino. Die Verwaltung der
zuständigen EU-Agentur GSA hat ihren Sitz in Prag.

Galileo war mit großer Verzögerung und viel höheren Kosten als
geplant an den Start gegangen. Ursprünglich sollte Galileo bereits
2008 in den Vollbetrieb gehen. 1999 plante die EU 2,2 bis 2,9
Milliarden Euro für den Aufbau des Systems ein. Der derzeitige
Kostenrahmen: Im EU-Budget bis 2020 sind 7,2 Milliarden für den
Aufbau plus drei weitere Milliarden für den Betrieb vorgesehen.