Britische Behörde: Bei No-Deal-Brexit droht Fiskus 30-Milliarden-Loch

18.07.2019 14:26

London (dpa) - Ein EU-Austritt ohne Abkommen könnte Großbritannien in
eine Rezession führen und erhebliche Folgen für den britischen
Staatshaushalt haben. Das geht aus einer am Donnerstag
veröffentlichten Analyse einer unabhängigen Behörde im Auftrag der
britischen Regierung hervor. London müsste im Falle eines
No-Deal-Brexits jährlich 30 Milliarden Pfund (33,4 Milliarden Euro)
an zusätzlichen Schulden aufnehmen, heißt es in dem Bericht des
Office for Budget Responsibility, das regelmäßig Analysen zur
Stabilität des britischen Haushalts im Auftrag der Regierung
erstellt.

Für ihre Schätzungen gingen die Experten davon aus, dass ein
EU-Austritt ohne Abkommen zu sinkenden Investitionen, einem Rückgang
an Exporten wegen erhöhter Handelsbarrieren und einem heftigen
Wertverfall des britischen Pfunds führen würde. Die Wirtschaft würde

in diesem Szenario in eine Rezession gestürzt werden und bis Ende
2020 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts einbüßen.

Die Autoren des Berichts machten jedoch deutlich, dass die Folgen
eines No-Deal-Brexits auch weitaus dramatischer ausfallen könnten.
Kilometerlange Staus wegen Zollkontrollen, beispielsweise am
Fährhafen in Dover, seien bei der Schätzung ausgeklammert worden.

Finanzminister Philip Hammond warnte, die Auswirkungen eines
No-Deal-Brexits, wie er derzeit von den beiden Kandidaten im Rennen
um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May in Betracht
gezogen wird, würden noch «viel härter» sein. «Die Rezession wä
re
größer», sagte Hammond der BBC am Donnerstag.

Boris Johnson und Außenminister Jeremy Hunt, die um das Amt des
Regierungschefs konkurrieren, wollen beide einen No-Deal-Brexit in
Kauf nehmen. Mit Äußerungen zu ihren Verhandlungszielen bis zum
geplanten EU-Austritt am 31. Oktober schürten sie zuletzt die Ängste
vor einem ungeordneten Austritt. Der Wert des britischen Pfunds
stürzte daraufhin ab.