Brüssel erlaubt Vodafone die Übernahme des Kabelnetzes in Hessen

18.07.2019 15:00

Einst musste die Telekom das deutsche Kabelnetz an mehrere regionale
Anbieter verkaufen. Nun ist es bei Vodafone wieder in einer Hand -
mit Folgen auch für Surfer und TV-Kunden in Hessen.

Brüssel (dpa) - Die hessischen Kabelkunden müssen sich auf einen
neuen Eigentümer einstellen. Die EU-Kommission hat die Übernahme des
bisherigen Unitymedia-Netzes durch den Telekommunikationskonzern
Vodafone unter Auflagen genehmigt. Die Bedingungen sollten
sicherstellen, dass Kunden keine Nachteile entstünden und sie
weiterhin von fairen Preisen, hochwertigen Dienstleistungen und
innovativen Produkten profitieren könnten, sagte die zuständige
EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Donnerstag in Brüssel. Der
Zusammenschluss gefährde den Wettbewerb nicht.

Das Unternehmen müsse unter anderem garantieren, dass einem
Konkurrenten - den Angaben zufolge Telefónica - Zugang zum Kabelnetz
gewährt wird, um den Wettbewerbsdruck zu sichern. Zudem dürften die
Gebühren für frei empfangbare Fernsehsender, die ihre Programme in
das Kabelnetz einspeisen, nicht erhöht werden.

Vor etwa zwei Jahrzehnten hatte die Deutsche Telekom ihr TV-Kabelnetz
auf Druck der EU-Kommission abgegeben und sie an mehrere regionale
Anbieter veräußert. Seit 2013 ist Vodafone mit von der Partie, damals
schluckte das Unternehmen die Firma Kabel Deutschland. Die Kabel
spielen längst auch beim schnellen Festnetz-Internet eine
entscheidende Rolle.

Vodafone hatte im Frühjahr 2018 angekündigt, die Kabelnetze von
Liberty Global - hierzulande unter dem Markennamen Unitymedia tätig -
in Deutschland sowie in Ungarn, Tschechien und Rumänien für insgesamt
18,4 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Die Fusion hatte heftige
Kritik von Wettbewerbern hervorgerufen, neben der Deutschen Telekom
waren dies auch regionale Anbieter wie Netcologne.

Unitymedia ist in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg
tätig - im Südwesten hatte das Unternehmen den dortigen Anbieter
Kabel BW gekauft. Unitymedia mit seiner Zentrale in Köln kam im
vergangenen Jahr mit 2500 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 2,5
Milliarden Euro.

Mit dem Zukauf stärkt Vodafone seine Position am deutschen
Telekommunikationsmarkt wesentlich. Die Zahl der TV-Kunden springt
von 7,7 auf 14 Millionen, die Zahl der Internetkunden von 6,5 auf 10
Millionen - viele Kunden haben sowohl einen Fernseh- als auch einen
Internetvertrag.

Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter zeigte sich erfreut über
das grüne Licht. Er verwies darauf, dass seine Firma umfassend in den
Netzausbau investieren werde, um bis Ende 2022 in Deutschland 25
Millionen Haushalte mit Gigabit-Internet versorgen zu können. Aktuell
sind es bei Vodafone und Unitymedia zusammengerechnet gut 10
Millionen Haushalte, die mit Gigabit-Tempo versorgbar wären. Die
Telekom hingegen kommt über Telefonkabel (VDSL) nur maximal auf 0,25
Gigabit pro Sekunde. Das ist für normale Internetnutzer aber durchaus
schnell.

Die Telekom äußerte sich kritisch zur Kommissionsentscheidung. «Wir
sind überzeugt, dass die Auflagen nicht ausreichen, negative
Auswirkungen im Bereich der Medien- und Programmvielfalt abzuwenden»,
sagte ein Sprecher. «Wir werden die Entscheidung der
Wettbewerbsbehörde intensiv analysieren und dann entscheiden, ob eine
gerichtliche Überprüfung zum Schutz des Wettbewerbs geboten ist.»