Kritik aus Russland an Ursula von der Leyen: «Fehlstart»

19.07.2019 15:06

Moskau (dpa) - Die künftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen hat mit ihrer Bekräftigung einer harten Linie gegen Russland
Kritik in Moskau hervorgerufen. So sehe ein «Fehlstart» aus, schrieb
der prominente Außenpolitiker Konstantin Kossatschow am Freitag bei
Facebook. Die Politikerin habe offenbar «schlechte Berater», wenn sie
glaube, dass der respektvolle Umgang miteinander ein Zeichen von
Schwäche sei. Diplomatie und Beweglichkeit seien wohl nicht ihre
stärksten Seiten, meinte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses
im Russischen Föderationsrat, dem Oberhaus des Parlaments.

Von der Leyen hatte in einem Interview der «Welt» und anderer
europäischer Zeitungen erklärt, dass die EU aus einer «Position der
Stärke» heraus auf die russische Politik reagieren müsse. «Der Krem
l
verzeiht keine Schwäche», sagte sie.

Mit solchen Äußerungen hatte die 60-Jährige bereits im Amt als
Verteidigungsministerin bei ihrem russischen Amtskollegen Sergej
Schoigu Entsetzen ausgelöst. Mit Blick auf den Sieg über den
Hitlerfaschismus riet Schoigu den Deutschen, mal bei ihren Großvätern
nachzufragen, wie das denn sei, wenn ein Land mit Russland aus einer
Position der Stärke heraus umgehen wolle.

Zwar hatte von der Leyen auch von Dialog mit Russland gesprochen.
Kossatschow schrieb nun aber, dass das angesichts ihrer «stolzen
Äußerungen» nicht überzeugend sei. «Einen Dialog aus der «Posit
ion
der Stärke» heraus wird es nicht geben», schrieb er. «Wir bitten
nicht, sondern bieten der Europäischen Union wenigstens an, von
Bedrohungen zu Gesprächen überzugehen.»

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte von der Leyen vor dem
Interview zur Wahl gratuliert und ihr eine Partnerschaft auf
Augenhöhe angeboten.