Ifo-Forscher sieht Chancen für Entwicklungsländer mit Libra-Währung

11.09.2019 15:40

Dresden (dpa) - Die von Facebook angekündigte Digitalwährung Libra
könnte aus Sicht Dresdner Forscher Bürger von Schwellen- und
Entwicklungsländern finanziell selbstständiger und unabhängig von
finanzieller Repression machen. Dort hätten gerade die Ärmsten oft
keinen Zugang zum Finanzsystem, müssten horrende Zinsen für Kredite
zahlen oder hohe Gebühren für Auslandsüberweisungen. Das schreibt der

Leiter der ifo-Niederlassung Dresden, Marcel Thum, laut Mitteilung
vom Mittwoch in einem Aufsatz, den er mit Stefan Eichler, Professor
für Internationale Monetäre Ökonomik der TU Dresden, verfasst hat.

In vielen dieser Staaten werde die Zentralbank als verlängerter Arm
der Regierung missbraucht, was zu Inflation, Währungsab- und realer
Entwertung von Sparvermögen führe, heißt es darin. Die Libra ist laut

den Experten ein Gegenentwurf zur staatlich etablierten Geldordnung,
in der eine mehr oder weniger staatliche und doch unabhängige
Zentralbank Geld schöpfe und das Finanzsystem staatlich reguliert
sei. «Bei einer starken Verbreitung der Libra würde die offizielle
einheimische Währung immer seltener verwendet.» Daher seien
Regierungen, Zentralbanken und Regulierer meist skeptisch.

Die von Facebook vor einigen Wochen angekündigte Internet-Währung
soll voraussichtlich ab 2020 etwa mit Dollar oder Euro zu kaufen
sein. Sie ist auch in Europa umstritten.