Brüssel erlaubt Deal zwischen RWE und Eon unter Auflagen

17.09.2019 10:11

Es ist einer der spektakulärsten Deals der vergangenen Jahre: Die
beiden Platzhirsche der Strombranche, Eon und RWE, stecken ihre
Reviere neu ab. Die EU-Wettbewerbshüter stellen allerdings
Bedingungen.

Brüssel (dpa) - Die EU-Wettbewerbshüter haben den Stromdeal der
deutschen Platzhirsche RWE und Eon unter Auflagen erlaubt. Er führe
nicht zu weniger Auswahl und höheren Preisen, teilte die Brüsseler
Behörde am Dienstag mit. Damit können Eon und RWE den deutschen
Strommarkt umkrempeln.

Die beiden Essener Konzerne wollen die RWE-Tochter Innogy zerschlagen
und ihre Geschäftsfelder komplett neu aufteilen. Eon soll die Netze
und das Endkundengeschäft von Innogy erhalten, RWE die erneuerbaren
Energien von Innogy und Eon.

Die langjährigen Rivalen wollen sich nicht mehr in die Quere kommen.
RWE wird zum Produzenten und Großhändler von Strom. Eon, künftig ohne

eigene Kraftwerke, will sich auf den Transport und Verkauf von Strom,
Gas und Energiedienstleistungen an Haushalte und Unternehmen
konzentrieren. Neu ist auch: Beide Konzerne sind künftig geschäftlich
eng miteinander verbunden. Denn RWE erhält im Zuge des
Tauschgeschäfts eine Beteiligung von 16,7 Prozent an Eon und kann so
von dessen Dividenden profitieren.

«Privat- und Geschäftskunden in Europa müssen Strom und Gas zu
wettbewerbsfähigen Preisen beziehen können. Wir können heute die
Übernahme von Innogy durch Eon genehmigen, weil die
Verpflichtungszusagen von Eon sicherstellen, dass der Zusammenschluss
in den Ländern, in denen diese Unternehmen tätig sind, nicht zu einer
geringeren Auswahl und höheren Preisen führen wird», sagte
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Zu den Auflagen gehört nun, dass Eon unter anderem 34 Ladestationen
für Elektroautos an deutschen Autobahnen abgeben muss. Die
Ladestationen sollen künftig von einem Drittanbieter betrieben
werden. Zudem muss Eon die Verträge mit den meisten seiner
Heizstromkunden in Deutschland abgeben.

RWE, wegen seiner Braunkohlekraftwerke in der Kritik, wird durch den
Deal mit Eon zu einem führenden Anbieter von erneuerbaren Energien -
bei der Windenergie auf See nach eigenen Angaben die Nummer zwei
weltweit. Jedes Jahr will der Konzern künftig 1,5 Milliarden Euro in
die erneuerbaren Energien investieren. In Deutschland wird der Anteil
von RWE an der Ökostrom-Erzeugung aber vorerst nur gering ausfallen.
Von den rund 100 Gigawatt erneuerbarer Energien in Deutschland
verfügt RWE nach Angaben von Vorstandschef Rolf Martin Schmitz nur
über ein Gigawatt.

Für Innogy, erst vor drei Jahren von der Konzernmutter RWE an die
Börse gebracht, bedeutet die Entscheidung aus Brüssel das Aus. Der
Großteil der mehr als 40 000 Mitarbeiter wird zu Eon wechseln. Dabei
sollen bis zu 5000 Stellen aus beiden Unternehmen ohne
betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden. Darüber hatte Eon-Chef
Johannes Teyssen mit den Gewerkschaften eine Vereinbarung getroffen.
Das neue Unternehmen wird den Namen Eon behalten.