Griechenland rechnet mit Ankunft von Tausenden neuen Flüchtlingen

19.09.2019 15:34

Athen (dpa) - Der stellvertretende griechische Bürgerschutzminister
Giorgos Koumoutsakos geht davon aus, dass die aktuell hohen
Flüchtlingszahlen noch weiter steigen könnten. «Tausende Migranten
haben sich in und um (die westtürkische Stadt) Izmir versammelt und
wollen übersetzen», sagte Koumoutsakos am Donnerstag im griechischen
Rundfunk. Am Dienstag hatten 800 Migranten illegal zu den
griechischen Inseln übergesetzt, am Mittwoch erneut 562.

Auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Kos und Leros ist die Zahl der
Migranten mittlerweile von 14 000 im April auf 27 700 Menschen
angestiegen. Athen vermutet, dass die Entwicklung mit einer neuen
Flüchtlingspolitik der Türkei zusammenhängt. Demnach will Ankara
Tausende Migranten aus Istanbul entfernen und in Auffanglager nahe
der syrischen Grenze bringen. Um das zu vermeiden, wagten die
Menschen die gefährliche Reise über das Meer Richtung EU.

Auf den betroffenen griechischen Inseln sind die Registrierzentren
längst restlos überfüllt. Die örtlichen Bürgermeister warnen
angesichts der angespannten Situation vor dramatischen Entwicklungen
wie etwa Zusammenstößen zwischen Migranten und Inselbewohnern.

Der im März 2016 in Kraft getretene Flüchtlingspakt zwischen der EU
und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Flüchtlinge und Migranten,
die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen,
zurückschicken kann. Die Bearbeitung der Asylanträge kommt wegen
Personalmangels jedoch bis heute nur mühsam voran. Die neue
konservative griechische Regierung, die seit Juli im Amt ist, hat
angekündigt, die Verfahren zu beschleunigen.