Emissionshandel, was ist das?

19.09.2019 19:10

Berlin (dpa) - In der Klimaschutz-Debatte wird es besonders
kompliziert, wenn es um den CO2-Preis geht. Er hat das Ziel, den
Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zu verteuern, damit
klimafreundliche Technologien einen Vorteil haben. In Deutschland
sollen damit Heizöl, Benzin, Diesel, Erdgas und Kohle verteuert
werden, damit die Menschen sich spritsparende oder elektrisch
betriebene Autos kaufen und moderne Heizungen.

Die Union will das über einen «nationalen Emissionshandel» für die

Bereiche Verkehr und Gebäude erreichen. Die sogenannten
Inverkehrbringer fossiler Heiz- und Kraftstoffe, also zum Beispiel
Mineralölkonzerne, müssen dann Verschmutzungsrechte kaufen, wenn sie
ihre Produkte in Deutschland verkaufen wollen. Für jede Tonne CO2,
die beim Verbrennen des Öls oder Gases entsteht, müssen sie ein
Zertifikat nachweisen. Die Kosten dafür geben die Unternehmen weiter
an die Kunden - Heizen mit Öl, Gas oder Kohle und Tanken wird teurer.

Die Grundidee des Emissionshandels ist, das die Zahl der Zertifikate
begrenzt ist und nach und nach gesenkt werden kann, so dass der
CO2-Ausstoß gedeckelt ist und abnehmen muss. Wenn das Angebot knapper
wird und die Nachfrage hoch bleibt, steigt der Zertifikate-Preis, wie
bei Aktien an der Börse. Wer am meisten bietet, bekommt den Zuschlag.
Dann lohnt es sich für Bürger und Unternehmen, auf klimafreundliche
Antriebe und Heizungen zu setzen.

Wie der deutsche Emissionshandel ganz genau funktionieren soll, ist
offen. Es dauert auf jeden Fall eine Weile, so einen Handel
aufzubauen. Damit er wirklich wirkt, könnte es eine Preis-Untergrenze
geben für die Zertifikate - und eine Obergrenze, damit der Sprit- und
Heizöl-Preis nicht durch die Decke geht. Wenn dann allerdings alle
beteiligten Unternehmen den Höchstpreis bieten, müssen mehr
Zertifikate als geplant ausgegeben werden, einen CO2-Deckel gibt es
dann nicht mehr.

Einen Emissionshandel gibt es schon in der Europäischen Union, aber
nur für die Energiewirtschaft und Teile der Industrie. Er wird ETS
genannt, die Abkürzung für die englische Übersetzung «Emissions
Trading System». Unternehmen bekommen oder kaufen Zertifikate und
können damit handeln. Wer zu wenige hat, dem drohen Strafen.

Das System der Zertifikate-Zuteilung ist sehr kompliziert, die
Standardmethode ist die Versteigerung. Für bestimmte Industriezweige
gibt es aber auch eine kostenlose Zuteilung, um sie wettbewerbsfähig
zu halten. Der Preis pro Zertifikat und pro Tonne liegt zur Zeit um
27 Euro. Es gibt mehrere Handelsplattformen, etwa die Energiebörse
European Energy Exchange (EEX) in Leipzig.

Der EU-Emissionshandel umfasst 31 Länder: die 28 EU-Staaten plus
Island, Liechtenstein und Norwegen. Er erstreckt sich auf 11 000
Anlagen, etwa Kraftwerke und Fabriken, außerdem die Flüge zwischen
den 31 Staaten. Etwa 45 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU
sind abgedeckt.