USA und EU kritisieren Iran nach Vorfall mit IAEA-Inspekteurin

07.11.2019 19:48

Der Iran verweigert einer IAEA-Inspekteurin den Zutritt zur
Atomanlage in Natanz. Die USA und die EU kritisieren das scharf.
Israel sieht sich in seinen Warnungen vor dem Iran bestätigt.

Wien/Tel Aviv (dpa) - Die USA und die Europäische Union haben den
Iran deutlich für einen Zwischenfall mit einer Inspekteurin der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) kritisiert. «Wir rufen den
Iran auf sicherzustellen, dass es in Zukunft nicht mehr zu solchen
Vorfällen kommt», hieß es in einer EU-Erklärung vor dem
Gouverneursrat der IAEA, der am Donnerstag zu einer Sondersitzung
zusammengekommen war. Die US-Botschafterin Jackie Wolcott bezeichnete
den Vorfall als «ungeheuerliche Provokation».

Der Iran hatte in der vergangenen Woche nach eigenen Angaben einer
IAEA-Inspekteurin den Zutritt zur Atomanlage in Natanz verweigert,
weil bei der Sicherheitsschleuse ein Sprengstoffdetektor angeschlagen
habe. Der iranische IAEA-Botschafter Kazem Gharib Abadi betonte dazu
am Donnerstag, dass es schon früher Sabotageversuche gegeben habe.

Die IAEA wies die Darstellung des Irans am Donnerstagabend zurück.
Die Inspekteurin sei daran gehindert worden, den Iran zu verlassen,
teilte ein Sprecher mit. Eine Inspekteurin an der Ausreise zu
hindern, besonders wenn sie von der Behörde dazu aufgefordert wurde,
sei nicht akzeptabel und sollte nicht passieren, sagte demnach der
kommissarische IAEA-Chef in seinem Bericht vor dem Gouverneursrat.

Bei der Sondersitzung wurde auch über Vorwürfe diskutiert, dass der
Iran sein Atomprogramm nicht vollständig deklariert haben könnte.
Nach Angaben des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, der
die Wiener Nuklearbehörde 2018 auf ein Lagerhaus im iranischen
Turkusabad aufmerksam gemacht hatte, haben Inspektoren der IAEA an
diesem geheimen Standort ungeklärtes Nuklearmaterial gefunden. «Der
Iran muss seinen Kontrollpflichten vollständig nachkommen und muss
mit Blick auf dieses nukleare Material sofort und vollständig mit der
IAEA kooperieren», sagte US-Botschafterin Wolcott.

Netanjahu sagte am Donnerstag, die IAEA habe «jetzt bestätigt, dass
der Iran lügt». Netanjahu: «Alles, was ich vor einem Jahr erzählt
habe, ist jetzt von der IAEA bestätigt worden.» Teheran habe den
Atomwaffensperrvertrag verletzt. «Der Iran versteckt weiter sein
geheimes Atomwaffenprogramm. Netanjahu forderte, Teheran mit weiteren
Sanktionen zum Einlenken zu zwingen. «Der Iran muss aufhören, mit der
Zerstörung Israels zu drohen. Europa muss aufhören, die Dinge zu
verzögern. Es muss jetzt gegen die iranische Aggression vorgehen.»

Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete am Donnerstag, man
erwarte von Deutschland, Frankreich und Großbritannien, sich den USA
anzuschließen und Druck auf Teheran auszuüben. «Wir wollen einen
Krieg verhindern.» Man hoffe auch, dass der UN-Sicherheitsrat
angesichts der IAEA-Schlussfolgerungen aktiv werde.