Maltas Präsident ruft zur Ruhe auf

03.12.2019 20:41

Valletta (dpa) - Maltas Staatspräsident George Vella hat die
Bevölkerung des kleinsten EU-Landes angesichts der Krise um den Mord
an einer Journalistin zur Ruhe aufgerufen. «Ich appelliere an jeden,
von der Spitze bis nach unten, sich der Bedeutung ihrer Handlungen
bewusst zu sein. Lasst uns den Institutionen erlauben zu arbeiten und
der Gerechtigkeit, ihren Lauf zu nehmen. Auf diese Weise können wir
langsam zur Normalität zurückkehren», sagte Vella am Dienstagabend in

einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache.

Der Präsident hat in Malta wenig politische Macht. In der Schusslinie
der Kritik steht Regierungschef Joseph Muscat. Mehrere
Europaabgeordnete, die sich derzeit in Malta aufhalten, haben Zweifel
an seiner Glaubwürdigkeit gezeigt. Der deutsche Grünen-Abgeordnete
Sven Giegold forderte, Muscat sollte dem anstehenden EU-Gipfel fern
bleiben. Der Gipfel findet am 12. und 13. Dezember statt. Muscat hat
seinen Rücktritt angekündigt, aber erst für Mitte Januar.

Caruana Galizia war im Oktober 2017 mit einer Autobombe getötet
worden. Sie hatte zu Korruption in Regierung und Geschäftswelt
recherchiert und dabei verschiedene Regierungsmitglieder angegriffen.
Muscats Ex-Stabschef Keith Schembri wurde vorübergehend festgenommen.
Gegen den Geschäftsmann Yorgen Fenech als möglichen Drahtzieher wurde
Anklage erhoben. Caruana Galizias Angehörige fordern auch
Ermittlungen gegen Muscat selbst.