Vor Briten-Wahl: IHK Rostock hofft auf Verbleib Großbritanniens in EU

07.12.2019 08:00

Am kommenden Dienstag wählen die Briten ihr Parlament. Umfragen
zufolge könnten die regierenden Konservativen gewinnen. Am Brexit
scheint kein Weg vorbeizuführen. Der IHK bereitet das Sorgen.

Rostock (dpa/mv) - Die IHK zu Rostock hofft mit Blick auf die
britischen Unterhauswahlen am kommenden Dienstag auf einen Verbleib
Großbritanniens in der EU. Ein Brexit - egal ob geregelt oder
ungeregelt - würde für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern in
keinem Fall positiv verlaufen, sagte der Leiter des Bereiches
Volkswirtschaft und International, Mario Rothaupt, der Deutschen
Presse-Agentur.

Zwar ist Mecklenburg Vorpommern im Vergleich zu anderen Bundesländern
kein ausgeprägtes Exportland, dennoch wurden im Jahr 2018 Waren und
Dienstleistungen im Wert von rund 300 Millionen Euro exportiert. Dies
waren laut Rothaupt vor allem Dünger, Getreide oder Metallerzeugnisse
wie Fundamente für Windkraftanlagen.

Weil das Exportvolumen von 300 Millionen Euro im Vergleich zum
Landes-Bruttoinlandsprodukt von rund 45 Milliarden Euro gering ist,
werden nach Ansicht Rothaupts die Brexit-Folgen für
Mecklenburg-Vorpommern nicht katastrophal sein. Für einzelne Firmen
könne es aber gravierende Auswirkungen indirekter Art geben. So zum
Beispiel für Zulieferer deutscher Autohersteller, die nach
Großbritannien exportieren. Nicht erfasst seien in dieser Zahl
Dienstleister - etwa für die Windkraftindustrie.

Schon im Jahr 2018 seien die Auswirkungen des Brexits zu spüren
gewesen, Großbritannien sei in der Handelsbilanz von Platz 5 auf 7
gesunken. Rothaupt geht davon aus, dass sich Handelsströme
langfristig verlagern werden. «Viele Exporteure werden sich andere
Abnehmer suchen.» Zudem werden exportorientierte Firmen mit
logistischen Problemen zu kämpfen haben, sagte Rothaupt. So werde
sich die Abfertigung von Schiffen und Lastern hinauszögern, was sich
auch im Rostocker Hafen zeigen werde.

Nach Meinung von Jana Kasten vom Europäischen Integrationszentrum
Rostock werden europäische Austauschprogramme für junge Menschen
vermutlich vom Brexit weniger betroffen sein. Studieren,
Freiwilligendienste oder Jugendbegegnungen würden weiter von der EU
gefördert. «Das wurde sowohl von der EU als auch vom Vereinigten
Königreich signalisiert», sagte Kasten. Allerdings werde der
Organisationsaufwand größer. Somit könnte sich die Zahl der Angebote

für Auslandsaufenthalte in Großbritannien langfristig minimieren.