Britischer Wahlkampf: Johnson stellt Finanzierung der BBC infrage

09.12.2019 19:22

Sunderland (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson will
die Gebührenfinanzierung der britischen Rundfunkanstalt BBC im Falle
eines Wahlsiegs überprüfen. Das sagte der konservative Politiker am
Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung im nordostenglischen
Sunderland. Die Briten wählen an diesem Donnerstag ein neues
Parlament.

Er habe noch keine Pläne, die Rundfunkgebühren vollständig
abzuschaffen, sagte Johnson. Aber man müsse sich fragen, ob diese Art
der Finanzierung langfristig Sinn habe, so der Regierungschef. «Wie
lange kann man ein System rechtfertigen, bei dem jeder, der einen
Fernseher hat, eine bestimmte Reihe von Fernseh- und Radiosendern
bezahlen muss - das ist die Frage.»

Die BBC wird ähnlich wie die öffentlich-rechtlichen Sender in
Deutschland über ein Gebührensystem finanziert. Die Regierung und die
BBC streiten seit einigen Monaten darüber, ob Senioren weiterhin von
den Gebühren befreit sein sollen. Die Regierung hatte die Kosten für
über 75-Jährige vor einigen Jahren übernommen, will aber nicht läng
er
zahlen. Die BBC will daher die Senioren wieder zur Kasse bitten.
Trotzdem kam der Vorstoß des Regierungschefs am Montag überraschend.

Johnsons Konservative lagen im Laufe des Wahlkampfs mehrmals mit
öffentlich-rechtlichen TV-Sendern im Clinch, weil sich der Premier
weigerte, an Debatten und Interviews teilzunehmen. Der Sender Channel
4, der ebenfalls in öffentlicher Hand ist, aber sich
privatwirtschaftlich finanziert, zog den Zorn der Regierungspartei
auf sich, als er Johnson bei einer Debatte über den Klimawandel mit
einer schmelzenden Eisskulptur ersetzte. Der Premier hatte sich
anders als seine Herausforderer geweigert, daran teilzunehmen. Auch
einem Interview mit BBC-Moderator Andrew Neil verweigerte er sich.
Neil forderte ihn daraufhin öffentlich heraus. Ein Clip davon wurde
millionenfach bei Twitter angesehen.